Hochwasser statt hitzefrei

Unwetter Harzregion stark von Überschwemmungen betroffen. Vielerorts laufen Aufräumarbeiten

BERLIN taz | Während an vielen Orten in der Harzregion gestern die Pegel sanken, standen Bewohner von Harsleben (Sachsen-Anhalt) bis zur Hüfte im Wasser. Im Laufe des Tages ging auch hier die Überschwemmung zurück, die Wassermassen verlagerten sich insgesamt immer mehr nach Norden, Richtung Braunschweig und in die Region Hannover. Stadtsprecherin Lisa Bertram rechnete dennoch mit keiner Überflutung von Braunschweigs Stadtteilen.

Der Deutsche Wetterdienst hob am Donnerstagmorgen die Unwetterwarnungen vor ergiebigem Dauerregen auf. Tief „Alfred“ zieht nach Osten, was den Regen schwächer werden lässt. Vollends aufatmen konnten viele Bewohner von Goslar, Wernigerode oder Hildesheim gestern dennoch noch nicht. Hier begannen die Einsatzkräfte der Feuerwehr und zivile Helfer mit den Aufräumarbeiten. Keller und Unterführungen waren in den vergangenen Tagen überflutet worden, in Goslar traf es die Altstadt. Goslars Oberbürgermeister Oliver Junk ging schon am Mittwoch von Kosten in Millionenhöhe für Sanierungs- und Renovierungsarbeiten aus.

Von Überflutungen betroffen waren in den vergangenen Tagen auch Teile Oberbayerns. Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV) sagte gestern gegenüber der Passauer Neuesten Presse, dass viele Bauern wegen des Starkregens die Ernte abbrechen mussten und sich nun um Qualitätsschäden sorgten.

Den Wetterexperten Jörg Kachelmann verwundern die aktuellen Starkregen nicht. Juni und Juli seien in Deutschland im Durchschnitt „die Monate mit dem meisten Regen“. Ein Sommer mit durchgehendem Sonnenschein sei dagegen untypisch. Eine Folge des Klimawandels könne Kachelmann zufolge allerdings die neue Intensität der Regenfälle sein. Als Grund sieht er hierfür, dass die Luftfeuchtigkeit in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist. ­Parallel zu den Aufräumarbeiten in Deutschland kämpften in Portugal Feuerwehrleute weiter gegen anhaltende, heftige Waldbrände. Rund tausend Einsatzkräfte waren nördlich von Lissabon beim größten Feuer nahe der Gemeinde Sertã im Einsatz. Erst im vergangenen Monat waren bei Bränden in Portugal 64 Menschen gestorben. Von Bränden betroffen sind auch Mittel- und Süditalien und der Westen Albaniens. In Südfrankreich hat sich die Lage gestern beruhigt. 10.000 Menschen mussten hier seit Montag evakuiert werden, mehr als 7.000 Hektar Vegetation wurden zerstört. Anna Parrisius