Solarworld-Gründer kauft sich zurück

ENERGIE Frank Asbeck will mit neuer alter Firma starten – und stützt sich auf Investoren aus Katar

Asbeck vor Solarpaneel – und nun mit neuem Plan Foto: Oliver Berg/dpa

FREIBURG taz | Und einmal mehr steht der Solarworld-Gründer wieder auf. Eine neu von Frank Asbeck gegründete Firma namens Solarworld Industries GmbH will die Fabriken der insolventen Solarworld AG übernehmen. Beteiligt an der Käuferfirma ist laut der Nachrichtenagentur Reuters auch die Qatar Foundation, eine 1995 vom Emirat gegründete Stiftung, die weltweit Millionen in Bildung und Wissenschaft investiert. Der Kaufpreis ist bisher nicht bekannt.

Die neue Firma will die Fertigungen im sächsischen Freiberg und im thüringischen Arnstadt erwerben und wesentliche Teile der Solarzellen- und Modulproduktion des einzigen verbliebenen deutschen Solarkonzerns fortführen.

Dabei will sie allerdings mit erheblich weniger Mitarbeitern auskommen. In Freiberg sollen von mehr als 1.000 Jobs nur 283 erhalten bleiben, in Arnstadt ist von künftig 180 Mitarbeitern die Rede. Kommt der Kaufvertrag zustande, soll rund 1.200 Mitarbeitern angeboten werden, in eine Transfergesellschaft zu wechseln. Das setzt aber die Zustimmung einer außerordentlichen Gläubigerversammlung am kommenden Freitag voraus.

Die Zentrale am Firmensitz in Bonn wird gerade abgewickelt. Dort mussten Ende Juli bereits 150 Mitarbeiter gehen. In einer Börsenmitteilung wies die in Liquidation befindliche Solarworld AG am Dienstag darauf hin, dass die Aktionäre trotz des Verkaufs und der angestrebten Fortführung der Produktion „aus den Erlösen des Verkaufsprozesses weder Ausschüttungen noch sonstige nennenswerte Vermögensvorteile erhalten werden“. Der Kaufpreis bestehe „im Wesentlichen in der Ablösung von Verbindlichkeiten, die mit Sicherungsrechten von Gläubigern belegt sind“. Die Anteilseigner, die bereits im Sommer 2013 durch enorme Zugeständnisse das Unternehmen vor der Pleite bewahrt hatten, gehen also leer aus.

Dass nun die Stiftung aus Katar mit Asbeck zusammen eine neue Firma gründet, ist nicht überraschend: Beide sind Großaktionäre der Pleite-AG. Die Qatar Solar, die komplett der Qatar Foundation gehört, beteiligte sich bereits 2014 mit 29 Prozent an Solarworld. Im Geschäftsbericht wird Qatar Solar als „langfristig orientierter Ankerinvestor“ bezeichnet.

Dass die Araber in deutsche Solartechnik investieren, ist übrigens kein Einzelfall: Auch an der Centrotherm International AG, einem Anlagenbauer und Dienstleister der Solartechnik, ist das Unternehmen Qatar Solar beteiligt.

Mit der neuen Solarworld Industries GmbH will Asbeck, der laut offiziellen Angaben Ende 2016 20,85 Prozent des bisherigen Solarworld-Konzerns besaß, den tradierten Namen möglichst unverändert weiterführen. Bisher gab es bereits mehrere Solarworld-Töchter, die Namen wie Solarworld Indus­tries ­Thüringen GmbH oder Solarworld Industries Sachsen GmbH tragen. Aber auch sie befinden sich derzeit im Insolvenz­verfahren.

Frank Asbeck gründete Solarworld 1998, ein Jahr später folgte der Börsengang

Frank Asbeck, der 1995 in Bonn mit der Installation einer – für damalige Verhältnisse – riesigen Solarstromanlage mit 500 Kilowatt für Furore sorgte, gründete 1998 die Firma Solarworld und brachte sie im Herbst 1999 an die Börse. Seither war er ­immer wieder für starke Sprüche gut: Im Jahr 2008 wollte er gar die kriselnde Firma Opel „zum ersten grünen europäischen Autokonzern“ weiterentwickeln.

Dann brach der deutsche Photovoltaikmarkt ein. Nach sechs Verlustjahren meldete Solarworld im Mai Insolvenz an. Der Insolvenzverwalter will nun noch die Solarparks und Produktionstöchter in den USA verkaufen, die nicht insolvent sind. Bernward Janzing