Es menschelt im Gestirn

„Expedition Starship“: Im Hamburger Planetarium gibt es jetzt erstmals auch Menschen zu sehen

„Größtes ‚Sternentheater‘ Norddeutschlands mit einer weltweit einzigartigen Ausstattung“: Wenn Thomas Kraupe, seit Ende 2000 Direktor, über das Hamburger Planetarium spricht, dann darf es schon mal vollmundig sein. Mit dem angeblich verstaubten Image trockener Wissensvermittlung hat der 49-jährige Astrophysiker so seine Probleme. Und dem imposanten Backsteinturm im Hamburger Stadtpark, das dem Planetarium seit 1929 als Hülle dient, hat er ein runderneuertes Innenleben verpassen lassen.

Nicht nur, dass nach allerlei Millionen schweren Neuanschaffungen das Planetarium als eines der technisch modernsten weltweit gehandelt wird – auch das Programm beschränkt sich längst nicht mehr auf Umlaufbahnen. Wobei die Projektionen immer noch „Uhrwerk des Himmels“ heißen und zum Beispiel eine „Einführung in den Lauf der Planeten für Klasse 9 bis 13“ versprechen oder „Götter, Gräber und Gestirne am Nil“ erklären. Zu den Dauerbrennern zählt die „große Reise durch Raum und Zeit“ des Hubble-Teleskops, während die Visualisierung Pink-Floyd‘scher Kiffersounds oder das „Aero“-Spektakel zur Musik von Synthesizer-Guru Jean-Michel Jarre ihre Gemeinde noch finden müssen.

Als ganz und gar „neuen Zugang zum Thema Weltraum und außerirdisches Leben“ setzt der Direktor – und, in der Ausführung, der Münchener Regisseur Terry Rudat – jetzt erstmals auf ein andernorts bestens eingeführtes Vehikel: eine „Spielhandlung“ in 360 Grad – und das sogar mit Menschen und Emotionen, wo sonst nur Gestirne und Trabanten ihren Auftritt haben.

Für den Preis einer Multiplex-Eintrittskarte lassen sich in „Expedition Starship“ der leicht verbitterte Astrophysiker Gerald Armstrong (Gerd Silberbauer) und die junge Biologin Stella Lindner (Lara Joy Körner) zusammen mit einem nervig altklugen Bordcomputer bei der Suche nach extraterrestrischem Leben begleiten. Und statt von einer allwissenden „Voice of God“, so Kraupe, soll die Wissensvermittlung über die Dialoge besorgt werden: Fakten aus etlichen harten Wissenschaftsdisziplinen – „nicht nur Astronomie“ –, „eingestreut“ in zwischengeschlechtliches Gezänk, Zahlenkolonnen in der Dramaturgie einer Vorabendserie: Das habe „weltweit noch niemand gemacht“, so Kraupe bei der Premiere. Dabei dürfte es ein Modell mit Zukunft sein. Alexander Diehl

Planetarium Hamburg, Hindenburgstraße 1 b; Tel. 040/42 88 65 20, www.planetarium-hamburg.de