Mehr Kinder in Not

Am Weltkindertag wird nicht nur gefeiert: Jedes fünfte Kind braucht eine Therapie. Kinderarmut steigt weiter

DORTMUND taz ■ Morgen ist Weltkindertag. Bereits am Wochenende feierten Familien in ganz NRW. Doch laut Therapeuten und Kinderschutzbund gibt es wenig Grund zur Freude: „Kindern und Eltern geht es immer schlechter“, sagte Monika Konitzer, Präsidentin der Psychotherapeutenkammer in Dortmund. Bereits jedes fünfte Kind leide an behandlungsbedürftigen Ängsten, Depressionen, aggressivem Verhalten oder hyperkinetischen Störungen.

Gerade Kinder aus armen und Ausländerfamilien seien gesellschaftlichen Anforderungen nicht mehr gewachsen. „Die besonderen Notlagen von Kindern und Jugendlichen entwickeln sich zu einem drängenden gesundheitspolitischen Problem“, so Konitzer. Es gelte, Familien nicht allein durch ausreichende Betreuungsplätze zu unterstützen, sondern auch durch psychosoziale Beratungsangebote. Langfristig drohten sonst gravierende soziale Schäden, Drogensucht und Kriminalität. Seit Januar 2005 ist die Zahl der Kinder bis 14 Jahre, die auf Sozialhilfeniveau leben müssen, um rund 59 Prozent gestiegen, berichtet der Kinderschutzbund. „Wir müssen zwei Bereiche anprangern, in denen Kinderrechte massiv verletzt werden: Kinder ohne deutschen Pass und Kinder in Armut“, erklärt Präsident Heinz Hilgers. Die Bundesregierung habe bei der Ratifizierung der UN-Kinderrechtekonvention Vorbehalte hinterlegt, die ausländerrechtliche Bestimmungen höher ansetzen als die Grundrechte von Flüchtlingskindern. Das führe dazu, dass Kinder ohne festen Aufenthaltsstatus Ausbildungen abbrechen müssten, notwendige Gesundheitsmaßnahmen nicht fortgesetzt und Kinder wie Verbrecher zur Abschiebung abgeführt würden. „Dieser Vorbehalt muss endlich weg!“ so Hilgers. Nur dann könne die Kinderrechtekonvention auch für Kinder ohne deutschen Pass greifen.

GESA SCHÖLGENS