Neu in der Partei

Sechs Jungmitglieder über Gründe für ihren Parteieintritt. Eine will, dass es so bleibt, andere nennen etwa „Trump“, „Brexit“ oder „Massenmigration“

In der SPD – gegen den Rechtsruck

Anna Hermanns Foto: privat

Anna Hermanns, 36, ist Verwaltungsfachwirtin in Berlin-Neukölln. Privat geht sie gern ins Fitnessstudio und trifft Familie und Freunde.

„Ich erinnere mich sehr gut an den Moment im Frühjahr, in dem ich wusste, dass ich etwas tun muss. Ich wohne in Berlin-Neukölln und sah im Fernsehen den damaligen Direktkandidaten der AfD für die Bundestagswahl sprechen, Andreas Wild. Er forderte „eine deutsche Bevölkerung“ für Neukölln. Die „Umvolkung“, die hier stattgefunden habe, müsse wieder rückgängig gemacht werden.

Da wusste ich, es reicht. Für mich reihte sich das ein in den weltweiten Rechtsruck, den wir gerade erleben. Ich habe mich schon zu Schulzeiten viel mit dem Nationalsozialismus beschäftigt, meine Oma hat den Krieg noch erlebt. Und jetzt hatte ich plötzlich Angst, dass sich die Geschichte wiederholen könnte. Um mir später selbst noch in die Augen schauen zu können, bin ich in die SPD eingetreten. Nicht nur meckern, dachte ich, sondern machen.

Das war eine sehr gute Entscheidung. Hier im Bezirk war ich von Anfang an total involviert, und ich bin mit Leidenschaft dabei. Mein Herzens­thema ist Bildung, weil sie der Schlüssel zu Integration, Chancengleichheit und Gerechtigkeit für alle ist. Wir rufen gerade einen eigenen Arbeitskreis ins Leben und informieren uns, wie und wo gute Projekte unterstützt werden können. Ich möchte politisch etwas bewegen und das Leben der Menschen vor Ort konkret verbessern.

Meine beste Freundin ist auch in der SPD, und auch meine ­Familie ist SPD-nah. Das betrifft die gesamte Einstellung zum Leben, das Soziale, das Einsetzen für Schwächere. Mein Umfeld hat entsprechend positiv auf meinen Eintritt reagiert. Viele sagen: Ich habe zwar selbst keine Zeit, mich zu engagieren – aber super, dass du das machst.

Momentan beschäftigen wir uns viel mit der Bundestagswahl. Ich hoffe natürlich, dass Schulz das Rennen macht. Ich bin guter Dinge – noch ist die Messe nicht gesungen! Und falls es dann doch nicht so sein wird, werde ich meine Entscheidung trotzdem nicht bereuen. Sozialdemokratin bleibt man fürs Leben.“

Protokoll: Patricia Hecht