Atomwaffen

Nordkoreas Kim Jong Un kann’s nicht lassen. Mit dem Test einer Nuklearbombe sorgt er für Proteste weltweit

China kündigt „entschiedenen Widerstand“ an

Bruderstaat Der letzte Verbündete des nordkoreanischen Regimes geht deutlich auf Abstand zu Diktator Kim Jong Un

PEKING taz | Erschütterungen sind die Menschen an der Grenze zu Nordkorea gewöhnt. Doch dass die Erde so schlimm beben würde wie an diesem Sonntagmittag – damit dürfte dann doch keiner gerechnet haben. „Ich habe meine Unterhose angezogen und bin einfach nur gerannt“, schreibt ein Nutzer aus der Grenzregion Yanbian über den Kurznachrichtendienst Wechat.

Der Zorn über Nordkoreas erneuten Nukleartest ist auch in China groß, offiziell der letzte verbliebene Verbündete Nordkoreas. Nicht nur, dass die chinesische Führung gesundheitliche Gefahren fürchtet. Auch politisch hält Peking Nordkoreas Vorgehen für „schädlich“. Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums verurteilte in für chinesische Verhältnisse ungewöhnlich scharfen Worten das Vorgehen Nordkoreas und kündigte „entschiedenen Widerstand“ an. Nordkorea solle aufhören, „falsche Aktionen zu unternehmen, die die Situation verschlimmern“.

Bislang hatte China im Nordkorea-Konflikt eine eher zwiespältige Rolle eingenommen. Zwar hat die Führung in Peking im UN-Sicherheitsrat die schärferen Sanktionen mitgetragen. Doch viele Händler und Zöllner hielten sich nicht an die Bestimmungen. Bis heute bestreitet Nordkorea 91 Prozent seines Außenhandels mit China.

Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping erwähnte Nordkoreas Nukleartest am Sonntag nicht. In der südchinesischen Hafenstadt Xiamen eröffnete er den Gipfel der fünf größten Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika (BRICS). Fast eine Stunde lang sprach er über die Lage der Welt. Auf Nordkoreas Aggressionen ging er nicht ein.

Zum Ärger der chinesischen Gastgeber überschattet Nordkorea den Gipfel trotzdem. Die zahlreich angereisten Journalisten aus dem In- und Ausland berichteten nur noch über den Nukleartest. Besonders auf die Stellungnahme des anwesenden russischen Präsidenten Wladimir Putin warteten die Anwesenden mit Spannung.

Dem chinesischen Staatschef kommen die Querelen um Nordkorea äußerst ungelegen. Er will als Gastgeber ein gutes Bild abgeben. Zudem beginnt im Oktober in Peking der nur alle fünf Jahre tagende Kongress der Kommunistischen Partei, das mit Abstand wichtigste politische Ereignis in China. Xi wird dort nicht nur für weitere fünf Jahre im Amt des Parteichefs bestätigt. Er will seinen Status als mächtigster Staatschef Chinas zementieren. Dass ihm ausgerechnet Nordkorea entglitten ist, Chinas einstiger Bruderstaat, lässt ihn außenpolitisch nicht gut dastehen. Felix Lee