Mitarbeiter der Woche
: Graydon Carter

Illustration: Elias Hauck

Einen „vulgären Menschen mit kurzen Fingern“ nannte er Donald Trump, mit dem er nicht erst seit dessen Amtsantritt als US-Präsident aneinandergerät. Doch nach den Präsidentschaftswahlen blieb Graydon Carter immerhin ein Jahr länger Chefredakteur des US-Magazins Vanity Fair als geplant. Trumps Wahl habe ihn zur Ehrenrunde animiert. Nun verkündete der 68-Jährige, dass er nach 25 Jahren seinen Posten endgültig abgeben will. „Ich will gehen, solange das Magazin noch an der Spitze ist,“ so Carter.

Der 1949 in Toronto geborene Kanadier brach zwei Mal die Uni ab, um in den siebziger Jahren das preisgekrönte Magazin Canadian Review zu gründen. Als das Heft 1978 bankrott ging, zog Carter in die USA und arbeitete bei Hochkarätern des Magazinjournalismus wie Time, Life und New York Observer. 1992 dann wechselte Carter zum Lifestyle-Heft Vanity Fair, das er als Chefredakteur zu einem der führenden Magazine in der Promi-Berichterstattung entwickelt hat. Gleichzeitig sorgte die US-Ausgabe des Magazins aber auch mit politischen Exklusivgeschichten für internationale Schlagzeilen, etwa mit Marie Brenners Reportage zur Tabakindustrie von 1996, die später als Hollywood-Spielfilm mit Al Pacino in der Hauptrolle adaptiert wurde („The Insider“).

„Wenn Historiker auf Trump zurückblicken, werden sie sich wundern, warum so viele mächtige Männer seine Präsidentschaft weiterhin unterstützten“, schreibt Carter in einem Essay in der Juli-Ausgabe der Vanity Fair. Er selbst wird in die Geschichtsbücher für seinen Mut zum Widerstand eingehen. fay