Prominenz als Wahlkampfwaffe

Heino oder Hella – in diesem Wahlkampf mischen so viele Prominente mit wie nie zuvor. Was das bringt? Nicht viel, sagt der Duisburger Wahlforscher Thorsten Faas. Immerhin: Am Sonntagabend dürfte das Polit-Gerangel erstmal ein Ende finden

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Günter Grass hat irgendwann damit angefangen, und jetzt machen es alle nach: Immer mehr Prominente bekennen sich zu einer Partei und buhlen in deren Namen um Wählerstimmen. Der Duisburger Wahlforscher Thorsten Faas nennt diesen Trend einen „Rüstungswettlauf unter den Parteien“. Soll heißen: Kann eine Partei im Gerangel um bekannte Gesichter mal wieder einen neuen Schauspieler oder Fußballer präsentieren, müssen die anderen nachlegen, um nicht ins Hintertreffen zu geraten.

Nordrhein-Westfalen ist geradezu prädestiniert, Promis für Werbezwecke zu rekrutieren. Nicht zuletzt, weil in der Medienstadt Köln, im benachbarten Düsseldorf und im Ruhrgebiet etliche Prominente leben. So outete sich der Düsseldorfer Malerfürst Jörg Immendorff schon vor einiger Zeit als Anhänger der Sozialdemokraten, Sänger Heino empfahl sich hingegen kürzlich als Volksmusikbeauftragter in einer Merkel-Regierung, und Musiker Helmut Zerlett wirbt komischerweise für die Grünen – dabei fährt er doch bekanntlich Porsche.

Das Schaulaufen auf dem Polit-Boulevard ist in der Wissenschaft bisher weitgehend unerforscht. Faas glaubt allerdings nicht, dass Stars und Sternchen zusätzliche Wähler an die Urne locken können. Wenn überhaupt handle es sich um ein Vehikel, Jungwähler anzusprechen, sagt Faas. Aber auch das ist zu bezweifeln: Wenn Roland Kaiser, lederhandtaschenbraun und mit Sonnenbrille, für die SPD Schlager ins Mikro schmonzt, dürfte das weit am Jungwähler vorbeizielen.

Und dann sind da noch jene Promis, die selber nicht wissen, was sie wollen. Der Schauspieler und Mensch gewordene Schrank Ralf Moeller aus Recklinghausen zum Beispiel: Er grinst sowohl für die CDU als auch für die FDP in Kameras. Wenn das den Wähler mal nicht verwirrt.