heute in hamburg
: „Jeder braucht einen Paten“

Flüchtlinge Theatergruppe Karoon zeigt auf Kampnagel, wie schwierig ein „Deutschkurs“ ist

Hakim Alkaabi

Foto: Kerstin Behrendt

33, kommt aus Ahwaz, ist Koordinator des Vereins Karoon und berät bei der Arbeitsgemeinschaft selbstständiger Migranten.

taz: Herr Alkaabi, Sie sind seit fünf Jahren in Deutschland. Wieso mussten Sie fliehen?

Hakim Alkaabi: Meine Heimat heißt Ahwaz. Das liegt heute im Iran. Aber nur weil die britischen Kolonialisten uns 1925 im Tausch gegen Öl an den Iran verkauft haben. Wir sind ein eigenes Volk, sind Araber, keine Perser. In meiner Familie sind viele Unabhängigkeitskämpfer. Mein Onkel wurde vom Regime erhängt. Mein Cousin sitzt im Gefängnis. Amnesty International hat immer wieder über uns berichtet. Vor fünf Jahren wurde es zu gefährlich für mich. Also kam ich nach Deutschland, obwohl ich nie hierher wollte.

Wie kam es zu der Gründung der Theatergruppe Karoon?

Als 2015 viele Flüchtlinge kamen, habe ich am Hauptbahnhof geholfen und viele Leute kennengelernt. Dann hatten wir die Flüch-Theater-Idee. Wir wollten zeigen: Wir können etwas machen, auch wenn wir nicht gut Deutsch sprechen. Am Anfang des Stücks erzählen die Schauspieler auf ihrer Muttersprache von den Flucht­ursachen. Das ist Absicht, soll Fremdheit bei den Zuschauen erzeugen. Eben so, wie es uns in Deutschland ging.

Sind daraus noch weitere Projekte entstanden?

Ja, es heißt „Baustelle Integration“. Denn Integration ist eine Baustelle. Aber hoffentlich nicht wie in Deutschland, weil Baustellen dauern hier ja sehr lange. Wir wollen zeigen, welche Probleme es da gibt. Wer soll sich integrieren? Nur wir? Auch der Staat? Wir zeigen das Stück im Oktober beim Festival der Eigenarten.

Was ist anders für die Flüchtlinge, die erst 2015 nach Deutschland kamen?

Durch die Willkommenskultur gab es mehr Hilfe. Auch die Phasen, Deutschkurse, Ausbildung, das geht sehr schnell. In unserer Gruppe sind 15 Leute, davon machen zwei schon eine Ausbildung und drei haben einen Studienplatz bekommen.

Was ändert sich durch den Erfolg der AfD?

Ich hoffe, dass die AfD-Wähler es sich noch mal überlegen. Was Deutschland für uns Gutes gemacht hat, das wollen wir auch für Deutschland machen. Und wenn wir hier Kinder bekommen, sind unsere Kinder deutsch.

Was müsste sich für Flüchtlinge verbessern?

Es wäre gut, wenn es mehr Patenprojekte gäbe. Jeder Flüchtling braucht einen Paten, damit er Kontakt zu Einheimischen hat.

Interview Daniel Trommer

Forum Flüchtlingshilfe: 13.30 bis 20 Uhr, Kampnagel, Jarrestraße 20