Kartellamt checkt sie alle

Verbrauchsportale sind beliebt, doch Verbraucherschützer bemängeln fehlende Objektivität. Das Bundeskartellamt will jetzt Klarheit schaffen

Viele Verbraucher greifen vor einer Reisebuchung, dem Wechsel des Stromversorgers oder dem Abschluss einer Versicherung auf Preisvergleichsportale im Internet zurück. Doch die Zuverlässigkeit der Online-Entscheidungshilfen ist umstritten. Jetzt will das Bundeskartellamt die Objektivität der Vergleichsportale prüfen.

Die Behörde kündigte am Dienstag an, sie habe eine „Sektoruntersuchung“ eingeleitet, um „mögliche Verstöße gegen verbraucherrechtliche Vorschriften aufklären und konkretisieren zu können“. Im Zentrum sollen Portale für Reisen, Energie, Versicherungen, Finanzdienstleistungen und Telekommunikation stehen.

Es ist das erste Mal, dass das Kartellamt seine im Sommer durch eine Gesetzesnovelle erweiterten Kompetenzen im Verbraucherschutz einsetzt. Sie geben der Behörde die Möglichkeit, bei begründetem Verdacht auf gravierende Verstöße gegen verbraucherrechtliche Vorschriften Sektoruntersuchungen durchzuführen. Diese richten sich nicht gegen bestimmte Unternehmen, sondern sollen Praktiken in einem gesamten Wirtschaftszweig prüfen.

Verbraucherschützer hatten in der Vergangenheit wiederholt auf Schwächen vieler Vergleichsportale hingewiesen. Erst im Frühjahr kam der Bundesverband der Verbraucherzentralen nach zwei Studien zu Versicherungen sowie Raten- und Konsumentenkrediten zu dem Ergebnis: „Verbraucher können keinesfalls sicher sein, dass sie in der Standardsortierung an erster Stelle das beste Ergebnis erhalten.“ Oftmals sei nicht einmal sichergestellt, dass die Verbraucher überhaupt für sie passende Produkte erhielten.

Kritik übten die Verbraucherschützer nicht zuletzt daran, dass für die Nutzer oft kaum nachvollziehbar sei, wie die Plattformen zu ihren Empfehlungen kämen und welchen Einfluss Provisionszahlungen auf das angezeigte Ranking hätten. „Wir versuchen jetzt ein bisschen Licht ins Dunkel zu bringen“, sagte ein Kartellamts­sprecher. (dpa)