geht’s noch?
: Der Ein-Mann-Videobeweis

Mit seiner Smartphone-Aktion im DFB-Pokal hat RB Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick gezeigt, wie verlogen sein Geschwafel von Werten und sein Fußballprojekt sind

So ist er, der Fußball. So sind seine Fans, so sind seine Akteure. Sie maulen, meckern, schimpfen, schubsen. Wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen, können sie nicht an sich halten. Das ist auf einer Bezirkssportanlage bei einem Spiel von Zehnjährigen nicht anders als in der Bundesliga. Fußballplätze sind Orte üblen Benehmens. Man sollte sich also nicht wundern, wenn ein Mann nach dem Pausenpfiff aufs Spielfeld rennt, um sich beim Unparteiischen zu beschweren, ihn zu bearbeiten, wenn er ihn mit vermeintlichen Beweisbildern aus dem Smartphone davon überzeugen will, dass er eine Pfeife ist.

Wenn es sich bei diesem Mann allerdings um Ralf Rangnick handelt, den Sportdirektor des deutschen Vizemeisters RB Leipzig, dann besteht durchaus Diskussionsbedarf. Die Bilder, wie er beim Pokalspiel des FC Bayern in Leipzig, mit dem Handy fuchtelnd, auf Schiedsrichter Felix Zwayer zulief, als der sich nach dem Pausenpfiff auf dem Weg zur Kabine befand, sollte man sich einprägen. Man sollte sie sich immer dann ins Gedächtnis rufen, wenn Rangnick als Fußballweiser auftritt, der vom Projekt RB Leipzig schwärmt, als handle es sich dabei um eine NGO.

Rangnick wird gerne von Wirtschaftsverbänden als Redner gebucht, auf dass er erzähle, wie er das Start-up RB in die Bundesliga geführt hat. Dann schwärmt er vom hohen Frauen- und Akademikeranteil auf den Tribünen, faselt etwas von Erziehung und davon, dass bei ihm Jungmillionäre die ganz teuren Schlitten erst dann fahren dürfen, wenn sie ein gewisses Alter erreicht haben. Er schwärmt von einer Planbarkeit fußballerischen Erfolgs und freut sich, dass er nicht mehr als unangenehmer Klugscheißer mit Taktiktafel gilt, sondern als Mastermind hinter dem Projekt des Brausebrauers Red Bull.

Wie verlogen dieses Projekt ist, wird er wissen. Rasenballsport Leipzig heißt der Klub. Noch blöder geht’s nicht. Man muss das Konstrukt Leipzig nicht schlecht finden, aber dass es zutiefst verlogen ist, wird kaum einer bestreiten können. Es ist so falsch wie Rangnicks altkluges Moralgefasel von den Werten, die den jungen Spielern Leipzigs gepredigt würden. Rangnick hat sich am Mittwochabend entlarvt. Wer ihm sein Geschwafel vom guten Leipziger Fußball noch abnimmt, dem ist nicht zu helfen.

Rangnick kann sich eben auch nicht benehmen. Andreas Rüttenauer