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Mit Pistazien und Rosenwasser

Baumkuchen, Baklava und Halava, Macarons, Petit Fours und Salted Caramels, japanische Törtchen, Torroni und Rohmilchkäse: Für die Weihnachtsfeiertage gibt es köstliche Alternativen zu herkömmlichen Backwaren wie Spekulatius, Lebkuchen und Stollen

Le dernier cri: die fluffigen Macarons aus Frankreich Foto: Gaby Gerster/laif

Von Beate Scheder

Seit September schon lachen sie einen in den Supermärkten an, Spekulatius und Lebkuchen, Zimtsterne und Marzipankartoffeln, und irgendwann, spätestens im November, kann man nicht mehr widerstehen. So hängen einem die Weihnachtsleckereien an den Feiertagen längst zum Halse raus. Man ertränkt den Stollen dann unwillig im Glühwein oder kaut an dem durchgebutterten Gebäck so lange herum, bis man sich nur noch eins wünscht: eine herrlich saure Essiggurke.

Was also tun? Aufs Dessert verzichten ist an Weihnachten keine Option. Doch was hilft bei Unterzuckerung und schützt vor akuter Spekulatiusitis? Alternative Süßspeisen aus aller Welt, lautet in Berlin die naheliegende Antwort.

Für einen speziellen Genuss, wenngleich heimischer Machart, empfiehlt sich ein Besuch in der Konditorei Buchwald im Hansaviertel, berühmt für seinen Baumkuchen. Seit mehr als 150 Jahren. Die Firmengeschichte weist zurück bis ins Jahr 1852. Damals gründete Gustav Buchwald in Cottbus die „Baumkuchenfabrikation-Konditorei und Café“, ein wahrhaft königliches Gewerbe. 1883 wurde Buchwald Hoflieferant für das Berliner Schloss und siedelte in die Hauptstadt um. Dort wird noch heute das süße Schichtgebäck nach geheimem Familienrezept hergestellt – und in alle Welt verschickt. Zu Unrecht übrigens gilt auch Baumkuchen als typische Weihnachtsspezialität. Den von Buchwald gibt es das ganze Jahr über, und er schmeckt garantiert feiner als der, den seit dem Spätsommer der Discounter bereithält.

Auch in der Familie al-Sakka hat das Konditorhandwerk Familientradition. Als Geflüchtete kamen sie aus dem syrischen Homs, wo sie ihr Geschäft 40 Jahre betrieben, nach Berlin und machten sich dort mit der Konditorei Damaskus auf der Neuköllner Sonnenallee selbstständig. Wer den Laden betritt, den umhüllt sogleich eine süße Duftwolke aus Zucker, Rosenwasser und Nüssen, und er oder sie hat die Qual der Wahl zwischen 25 verschiedenen Süßigkeiten. Am beliebtesten ist Halawa, eine syrische Spezialität aus Grießteig, der mit Käse-Sahne, Pistazien und Rosenwasser gefüllt wird, probieren sollte man aber auch die vielen anderen Baklava-Varianten. Unter den internationalen Konditoren dieser Stadt ist das Damaskus eine echte Bereicherung, dabei gibt es von denen eine ganze Reihe. Mehr Ideen für die süße Weltreise gefällig?

Wie wäre es mit einem Trip nach Frankreich? Die bunten Macarons von Stéphane Créteau sind so fluffig, dass sie im Mund zergehen, wo sie sogar – soll es schnell gehen – gleich ganz hineinpassen. Es gibt sie stets in zwölf verschiedenen Sorten von fruchtig bis schokoladig, je nach Saison. Sogar eine vegane Variante ist seit dem Herbst im Programm. Créteau verkauft sie in seinem Laden in Friedrichshain und am Samstag auf dem Markt am Boxhagener Platz. Ebenso französisch und eiweißlastig geht es am Olivaer Platz zu. Dort hat die französische Konditorei Aux Merveilleux de Fred, spezialisiert auf Merveilleux-Törtchen, bestehend aus Meringue und Sahne, ihre erste deutsche Filiale eröffnet.

Konditorei Buchwald: Bartningallee 29, 10557 Berlin, Mo.–Sa. 8–18 Uhr, So. und Feiertag 9–18 Uhr, www.konditorei-buchwald.deKonditorei Damaskus: Sonnenallee 93, 12045 Berlin, Mo.–Sa. 9–21 Uhr & So. 11–20 Uhr, www.facebook.com/Konditorei.DamaskusMacarons de Stéphane: Gärtnerstr. 13, 10245 Berlin, täglich12–18 Uhr und am Sa. auf dem Wochenmarkt am Boxhagener Platz, macaronsdestephane.comAux Merveilleux de Fred: Olivaer Platz 2, 10707 Berlin, Di.–Sa. 7–19 Uhr & So. 7–16 Uhr, www.auxmerveilleux.comLatodolce: Graefestr. 11, 10967 Berlin, Mo.–So. 8–19 Uhr,www.latodolce.comBlack Isle Bakery: Linienstr. 54, 10119 Berlin, Di.–Fr. 8–17 Uhr, Sa. & So. 10–17 Uhr, www.blackislebakery.comCafé Komine: Welserstr. 13–15, 10777 Berlin, Mi.–Sa. 12.30–19 Uhr & So. 12.30–18 Uhr, www.cafekomine.dePeppis Käse Lager: Weichselstr. 65, 12043 Berlin, Mi. & Do. 14–20 Uhr, Do. 10–20 Uhr & Sa. 10–18 Uhr, www.peppikaese.de

Nach Italien entführt die kleine Pasticceria von Natalia Giordano, die den passenden Namen Latodolce trägt, denn auf der süßen Seite ist man dort definitiv angekommen. Giordano hat ihr Handwerk im Espaisucre in Barcelona gelernt, dem ersten Dessertrestaurant der Welt. Heute serviert sie kleine Kuchen und hübsche Petit Fours sowie Spezialitäten wie Cannoli Siciliani im Kreuzberger Graefekiez. Für die Weihnachtszeit wird das Sortiment erweitert, Giordano verspricht unter anderem Panettoni, Pandolci und Torroni sowie das französische Bisquitgebäck in Baumstammform, Bûche de Noël.

Britisch nascht man in der Black Isle Bakery. Ruth Barry war Künstlerin, bis sie auf das Bäckergewerbe umsattelte. Mit wachsender Fangemeinde. In den Genuss ihrer süßen, aber auch salzigen schottischen Backwaren – Florentiner! Brownies! Buns! Tartelettes! – kommt man in Mitte in der Linienstraße. Für die Weihnachtszeit plant sie, salted caramels, Scottish tablet – „eine schottische Spezialität, ein bisschen wie Buttertoffee aber krümelig und schmelzend“, wie Barry erklärt – und weitere Leckereien schon gleich in Geschenkverpackung anzubieten. Selbst essen kann man diese aber natürlich auch.

Japanisch oder besser gesagt japanisch-französisch sind die Süßwaren im Café Komine, nahe dem Victoria-Luise-Platz. Inhaber Shin Komine ließ sich nach seiner ersten Karriere als Cellist an einer französischen Kochschule in Tokio zum Patisseur ausbilden und kombiniert nun in seinen exquisiten Törtchen und Torten das Beste aus der japanischen wie französischen Konditorkunst. Hilft alles nichts? Dann zwischendurch etwas Würziges, ein Stückchen Rohmilchkäse zum Beispiel. In Peppis Käse Lager in Neukölln stammt dieser aus Österreich und der Schweiz. Hat man davon gekostet, schmecken sogar die Plätzchen wieder. Garantiert.