Beate SchederSchaut sich in Berlins Galerien um
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Bequem ist es nicht gerade, allen Vorgaben zu folgen, die einem Kevin Kemter in seiner „Bildhelmausstellung“ im Eigen & Art Lab auferlegt. Anstatt sich die infantil-wilden Zeichnungen einfach so, wie es einem gefällt, anzusehen, gilt es eine Art Parcours zu durchlaufen. Die Arbeiten sind durchnummeriert, hängen an metallenen Vorrichtungen von der Decke, in festem Abstand zu einem davor installierten Motorradhelm, den man sich zur Betrachtung überstülpen soll, was je nach Helm- und Kopfgröße durchaus beklemmend sein kann. Selbst, wo man zu stehen hat, hat Kemter mit Aufklebern markiert. Die wiederum passen zur Inszenierung des Raums an sich: Die Galerie wirkt wie eine etwas heruntergekommene Amtsstube samt abgewetzten Metallbänken, Grünpflanze und zugeklebtem Briefkasten, was das Gefühl von Beklemmung noch verstärkt (bis 15. 12., Di.–Fr. 14–18, Sa. 11–18 Uhr, Torstr. 220).

Dass dieses auch mit weichem Textil erreicht werden kann, demonstriert Maya Beaudry derzeit bei Ashley. Zwar ist immerhin entgegen dem Titel „Molding Between“ kein Schimmel zu entdecken, seltsam unbehaglich wird einem aber doch zumute angesichts all jener Insignien der Behaglichkeit, die Beaudry aus der Stoffabteilung eines etwas in die Jahre gekommenen Kaufhauses zusammengetragen zu haben scheint. Die Künstlerin hat daraus zum Beispiel halbtextile Bilder mit wülstigen Stoffrahmen geformt oder einen zartgrünen Vorhang mit geisterhaften Spinnennetzwesen besetzt. Beaudrys Interesse an häuslichem Dekor ist auch eine Auseinandersetzung mit dem unaufgeklärten Mord an ihrer Mutter. In ihren wohnlichen skulpturalen Arrangements verdichten sich Schmerz und Schutzbedürfnis (bis 19. 11., Besuch nach Vereinbarung: info@ashleyberlin.de, Oranienstr. 37, Studio Sunday 19. 11., 16 Uhr).

Im Bärenzwinger nahe dem Märkischen Museum wohnt schon länger keiner mehr, zumindest kein Bär. Seit September wird hier aber Kunst mit dem einen oder anderen Bärenbezug gezeigt – für diese seltsame Ecke Mittes ein absoluter Gewinn. Das Kollektiv NEOZOON ist für den Ort geradezu prädestiniert. In zwei der Käfige haben sie mit Atemgeräten reanimierte Pelzmäntel drapiert, vor allem aber geht es ihnen um den menschlichen Blick auf das tierische Geschöpf. Soundcollagen dokumentieren die Arbeit von Wärtern in Bärengehegen im Zoo sowie das belanglose Gerede des Publikums davor. Vertraut hört sich das an, fast zu sehr. NEOZOON hält seinem Publikum den Spiegel vor – im wahrsten Sinne des Wortes (bis 5. 1., Mo.–So. 10–18 Uhr, Im Köllnischen Park).