CIA-Agenten verurteilt

VERSCHLEPPUNGEN Italienisches Gericht verhängt hohe Haftstrafen gegen US-Bürger – in Abwesenheit

MAILAND ap | Ein Gericht in Mailand hat gestern 23 US-Bürger wegen der Verschleppung eines ägyptischen Geistlichen aus Italien in Abwesenheit zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Das Urteil ist das weltweit erste im Zusammenhang mit dem geheimen CIA-Programm zur außerordentlichen Überstellung von Terrorverdächtigen („secret renditions“).

Richter Oscar Magi verurteilte 22 der Angeklagten zu fünf Jahren, einen weiteren zu acht Jahren Haft. Drei US-Bürger wurden mit Verweis auf ihre diplomatische Immunität freigesprochen. In dem fast drei Jahre dauernden Verfahren waren insgesamt 26 US-Bürger und 7 Italiener angeklagt. Gegen Letztere erging noch kein Urteil.

Die abwesenden Angeklagten gelten für die Justiz als flüchtig. Italienische Regierungen lehnten es in den vergangenen Jahren ab, ihre Auslieferung zu beantragen. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft handelt es sich bis auf einen bei allen um CIA-Agenten.

Der radikale Geistliche Osama Mustafa Hassan Nasr alias Abu Omar wurde am 17. Februar 2003 auf offener Straße in Mailand aufgegriffen und soll über den US-Fliegerhorst im rheinland-pfälzischen Ramstein nach Ägypten verschleppt worden sein. Er gab später an, während der Gefangenschaft gefoltert worden zu sein. Nach Auffassung der Mailänder Staatsanwaltschaft unterstützte der italienische Geheimdienst die Entführung des Imams durch die CIA.