Schlachter sollen schuften

NGG-Protest gegen Feiertagsarbeit

Von Andrea Scharpen

Ein schönes Schweinekotelett oder eine Scheibe saftigen Hinterschinken, das wünschen sich die über die kargen Weihnachtsfeiertage ausgemergelten Deutschen am 27. Dezember auf dem Teller. Der Schlachthof Vion im niedersächsischen Emstek weiß das und hat, damit die abgepackten Schweinestücke rechtzeitig nach den Feiertagen in den Supermarktregalen liegen, eine Ausnahmegenehmigung beim Gewerbeaufsichts­amt Oldenburg beantragt. Bis zu 700 Mitarbeiter sollen am zweiten Weihnachtsfeiertag 10.000 Schweine schlachten.

„Dass angeblich Kundenwünsche zu berücksichtigen sind, halten wir für Quatsch“, sagt Matthias Brümmer von der Gewerkschaft NGG Oldenburg/Ostfriesland. „Weihnachten ist planbar.“

Im Kreis Cloppenburg will neben Vion auch der Schlachthof Wernke produzieren. Der hat bereits die Genehmigung. Den Betrieben gehe es um einen „minimalen Marktvorteil“ – zum Nachteil der Angestellten. Denn in den Schlachthöfen arbeiteten vor allem Angestellte aus Osteuropa. „Die wollen Weihnachten endlich mal bei ihren Familien sein“, sagt Brümmer. Die NGG organisiert deshalb am kommenden Sonntag, den 10. Dezember, eine Demo bis vor das Werkstor von Vion.

Das Unternehmen betont hingegen, dass die Feiertagsarbeit mit dem Betriebsrat abgestimmt wurde. Als Kompromiss beginne die Schicht am Feiertag nicht wie üblich um 4.30 Uhr, sondern erst um 7 Uhr. Zudem werde auch am Tag vor Weihnachten nicht geschlachtet. Grund für die Extraschicht sei „der dringende Wunsch des Handels nach frischem Schweinefleisch“, schreibt der Pressesprecher des Konzerns.

Vion wartet nun auf die Sondergenehmigung für die Produktion. Betriebe können an bis zu fünf Tagen im Jahr solche Genehmigungen bekommen, wenn ihnen sonst ein unverhältnismäßiger Schaden droht.

Für alle Einkäufer gibt es in den Tagen nach Weihnachten auf der Webseite des Vegetarierbundes auch eine Alternative zum Schwein: den falschen Tofu-Hasen.