KZ-Überlebende gegen AfD

Ehemalige Häftlinge des früheren KZ Bergen-Belsen fürchten, dass AfD-Leute in den Rat der Stiftung niedersächsische Gedenkstätten rücken könnten. Einige stellen ihre Mitarbeit in dem Gremium infrage

Überlebende des früheren Konzentrationslagers Bergen-Belsen bei Celle sind besorgt darüber, dass demnächst die AfD im Stiftungsrat für die niedersächsischen Gedenkstätten sitzen könnte.

Die Stiftung habe seit der Landtagswahl etwa ein halbes Dutzend Briefe von Überlebendenverbänden aus Israel, Frankreich und den USA erhalten, sagte Geschäftsführer Jens-Christian Wagner am Dienstag. Diese fordern, dass Stiftungsgesetz so zu ändern, dass kein AfD-Mitglied in das Gremium entsandt wird. Nach dem Stiftungsgesetz steht jeder Landtagsfraktion ein Sitz im Stiftungsrat zu.

„Wir müssen diese Sorgen sehr ernst nehmen“, sagte Wagner. Auch die scheidende Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) äußerte als Vorsitzende des Stiftungsrates Verständnis für die Bedenken der Überlebenden. Die Überlebenden fürchten, dass Personen in den Stiftungsrat rücken könnten, die den Holocaust verharmlosen oder leugnen und revisionistische oder antisemitische Meinungen vertreten.

So schreibt der französische Überlebendenverband in seinem Brief, der dem Evangelischen Pressedienst vorliegt: „Dass jemand, der solche Ansichten vertritt, im Stiftungsrat sitzen könnte, ist für uns ein unerträglicher Gedanke.“ Die Verbände haben zusammen mehrere Hundert Mitglieder, meist über 90 Jahre alt.

Zum Teil stellten die Überlebenden ihre Mitarbeit in dem Gremium infrage, falls ein AfD-Politiker dort hineinrückt, sagte Wagner. Die Stiftung niedersächsische Gedenkstätten ist Trägerin der KZ-Gedenkstätte Bergen-Belsen und der Gedenkstätte in der Justizvollzugsanstalt Wolfenbüttel. Sie begleitet zudem die Förderung weiterer Gedenkstätten für die Opfer des Nazi-Regimes im Land.

Wenn sich die Verbände der Opfer und Hinterbliebenen aus der einvernehmlichen Arbeit im Stiftungsrat zurückzögen, sei die Arbeit des Gremiums in Gefahr, sagte ein Sprecher von Kultusministerin Heiligenstadt. Der neu gewählte Landtag müsse nun darüber befinden, ob die Zusammensetzung des Stiftungsrates geändert werden solle. Nach einem Bericht derHannoverschen Allgemeinen Zeitungkursieren im Landtag bereits zwei Entwürfe dazu. (epd)