„Ob er Deutscher ist? Herrje!“

Manuel Charr ist Box-Weltmeister. Der erste deutsche Champion im Schwergewicht seitMax Schmeling 1939 ist er jedenfalls nicht. Willi „de Ox“ Fischer holte schon 2001 den Titel

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Willi Fischer

war bis 2009 Profiboxer – Kampfname: „de Ox“. 2001 gewann er gegen Joseph Akhasamba aus Kenia und war Schwergewichtsweltmeister des unbedeutenden World Boxing Board. Foto: imago

Interview Martin Krauss

taz: Herr Fischer, Samstagnacht hieß es noch, dass es mit Manuel Charr endlich einen Nachfolger für Max Schmeling gibt. Haben Sie den Kampf gesehen?

Willi Fischer: Nein, nicht am Ring und nicht im Fernsehen. Ich kenne auch Manuel Charr persönlich nicht.

2001 waren Sie Weltmeister im Schwergewicht, wenn auch nur des Verbands WBB. Formal sind Sie also Nachfolger von Max Schmeling. Fühlen Sie sich so?

Die einen sagen so, die anderen sagen so. Es gibt ja drei bis vier wichtige Weltboxverbände, und da gehört die WBB nicht dazu.

Es gibt jetzt nicht nur die Diskussion, ob Charr würdiger Schmeling-Nachfolger ist, sondern auch, ob er Deutscher ist. Interessiert Sie diese Debatte?

Es gibt Wichtigeres im Leben. Wenn Charr Weltmeister geworden ist, dann hat er den Titel. Und ob er Deutscher ist? Herrje, wir leben ja in einem Multikulti-Land. Ich bin ja auch kein reinrassiger Deutscher. Aber ich bin Frankfurter und fühle mich als Frankfurter.

Sie hatten 1998 gegen Herbie Hide auch einen Kampf um den Titel der WBO, die ja zu den großen Verbänden gehört. Warum kamen nicht weitere große Kämpfe dazu?

Ich hatte ja dann eine Sperre und war froh, danach wieder Kämpfe zu bekommen. Außerdem haben die großen Promoter nicht auf mich gesetzt. Vielleicht, weil ich mit dem falschen Promoter zusammengearbeitet habe.

Was ist aus Ihrer Sicht als besonderes Highlight Ihrer Profikarriere geblieben?

Highlights gab es – sowohl als auch. Aber ein Kampf, der mir immer in Erinnerung bleibt, war der gegen Kim Weber um die Internationale Deutsche Meisterschaft. Das war einer meiner besten Kämpfe.