Donald Trumps Exflüsterer

Stephen Bannon:
ein windungsreicher Rechter

Von Micha Brumlik

Der Mann, der Donald Trump an die Macht brachte und ihn nun unter paradoxen Loyalitätsbekundungen systematisch demontiert, entstammt der katholischen Unterschicht der USA. Ideologisch versteht sich der Rechtsintellektuelle als Anhänger des Vordenkers der französischen „Action Française“, von Charles Maurras (1868–1952) sowie – vor allem! – des faschistischen Philosophen Julius Evola (1898–1974), dessen 1934 erschienene „Revolte gegen die moderne Welt“ eine der Grundlagenschriften der Neuen Rechten weltweit ist. Aus diesen elitären Überzeugungen heraus ist Stephen Bannon vermutlich klar geworden, dass Trump doch nicht dem entspricht, was er sich als „echte Führungselite“ vorstellt. In der US-Diskussion steht Bannon nun wieder im Fokus. In einem Buch des Journalisten Michael Wolff, „Fire and Fury“, ein erster Auszug ist soeben im New York Magazine erschienen, demontiert Bannon seinen ehemaligen Weggefährten Trump – eine weitere Volte in seinem Leben.

Geschichtsphilosophisch interessiert, schrieb Bannon als Betreiber einer Radiostation 22-jährig 1975 einen ausführlichen Nachruf auf den in diesem Jahr verstorbenen britischen Geschichtsdenker Arnold Toynbee. 1977 meldet er sich zur US Navy, wird Offiziersanwärter und ist an einer berechenbaren Umgestaltung der gesellschaftlichen Verhältnisse interessiert – inspiriert durch die Lektüre des von ihm bewunderten Lenin. Dem Historiker Ron Randosh gestand er: „Lenin wollte den Staat zerstören, das ist auch mein Ziel. Ich möchte alles zum Einsturz bringen und das Establishment vernichten.“

Präsident Carters 1980 gescheiterter Versuch, US-Geiseln aus iranischer Haft zu befreien, macht Bannon zu einem Anhänger der Republikaner. Nach einem Studium in Harvard wird er Anlageberater, verfasst Filmexposés, versucht sich an Shakespeare-Remakes, dreht Kriegsfilme sowie ein Heldenepos über Ronald Reagan. Selbstbewusst bezeichnete er sich als Leni Riefenstahl der Republikanischen Partei. Privat wegen Misshandlung von Frau und Kindern in Verruf, äußerte er sich zudem antisemitisch.

Indem er bald „Breitbart News“ übernahm, wurde er zugleich einer der Vordenker der Neuen Rechten der USA. Außenpolitisch eine „Taube“, ist er ansonsten ein Nationalist, der massiv für Einfuhrsperren chinesischer Produkte sowie gegen Immigration eintritt. Als Gesinnungsgenosse ultrarechter Politiker wie Geerd Wilders, Viktor Orbán sowie Indiens hindunationalistischem Narendra Modi verkörpert Bannon wie kein anderer eine globale Rechtsverschiebung.