Neue Proteste gegen die Piste

Heute beginnt die Anhörung zur Landebahn Nordwest am Frankfurter Flughafen. Auch die Gegner machen mobil

FRANKFURT/M. taz ■ „Geschlagen ziehen wir nach Haus, die Enkel fechten’s besser aus!“ – Rund 25 Jahre nach dem vergeblichen Versuch, den Bau der Startbahn 18 West am Frankfurter Flughafen zu verhindern, rufen die Bürgerinitiativen wieder zu Massenprotesten auf. Anlass ist der Beginn des umfangreichsten Erörterungsverfahrens in der Geschichte der Republik zum Bau der Landebahn Nordwest im Kelsterbacher Wald.

Heute Abend wollen sich die Ausbaugegner zum Protestmarsch in den Wald um 17.30 Uhr am Feuerwehrgerätehaus in Walldorf versammeln. Dabei sind auch Umweltschutzorganisationen wie etwa Robin Wood.

Im Fokus der Kritik der etwa 60 Bürgerinitiativen und der Politiker aller Parteien aus den Städten und Gemeinden rund um den Flughafen steht auch das Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig vom vergangenen Donnerstag. Da erlaubt der Flughafenbetreibergesellschaft Fraport AG schon einmal, umgehend mit den Rodungsarbeiten für den Bau einer gigantischen Wartungshalle für den Airbus A 380 zu beginnen. „Sinnlos“ werde auch dafür ein 21 Hektar großes Stück Wald geopfert, erklärte ein Sprecher des Bündnisses der Bürgerinitiativen dazu am Wochenende. Der Hangar, so auch die Überzeugung der Grünen im Hessischen Landtag, hätte genauso gut auf einem schon gerodeten Gelände in den bestehenden Grenzen des Flughafens errichtet werden können.

In dem Erörterungsverfahren, das heute Morgen in der Offenbacher Stadthalle beginnt und ein halbes Jahr lang dauern soll, geht es ausschließlich um den von der Fraport AG beantragten Bau der Landebahn Nordwest. Die hessische Landesregierung und – außer den Grünen – auch alle im Landtag vertretenen Parteien sind für die Piste. Doch auch 127.000 Einwendungen gegen das Großprojekt, für das 500 Hektar Wald gerodet werden müssten, liegen dem ehemaligen Bundesverwaltungsrichter Günther Gaentzsch vor, der im Auftrag des Regierungspräsidenten in Darmstadt durch den Erörterungstermin führt. Die Bürgerinitiativen und auch die Städte und Gemeinden werfen dem Regierungspräsidenten vor, den Widerstand mit „Verfahrenstricks“ spalten zu wollen.

Tatsächlich dürfen am ersten Verhandlungstag nur Einwender aus der Stadt Frankfurt und aus zwei Landkreisen in der Halle anwesend sein; andere Städte und Landkreise sind an anderen Tagen „dran“. Das wollen die Einwender nicht akzeptieren. Die Polizei erwartet chaotische Verhältnisse schon bei den Einlasskontrollen.

KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT