Söhne armer Väter steigen auf,
Söhne reicher Väter eher ab

Die Studie „Wie der Vater, so der Sohn?“ untersucht, wie groß die Einkommensunterschiede zwischen den Generationen sind. Je besser der Vater verdient, desto schwerer hat es der Sohn, mitzuhalten

Von Hanna Voß

„Söhne verdienen mehr als ihre Väter“ lautet die Überschrift auf der Homepage des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) zu seiner am Montag veröffentlichten Studie. Die Ergebnisse, heißt es weiter, widerlegen die These, dass das Elternhaus bestimme, wie weit es Kinder im Leben bringen. Als Beleg dafür wertet das unternehmernahe Institut den Befund, dass rund 63 Prozent der Söhne in Deutschland ein höheres Einkommen hätten als ihre Väter.

Grundlage der Analyse waren Daten des sozioökonomischen Panels von westdeutschen Männern. Die Väter wurden zwischen 1928 und 1954 geboren, die Söhne kamen zwischen 1955 und 1975 zur Welt. Dass nur westdeutsche Männer und überhaupt keine Frauen untersucht wurden, liege daran, dass keine vergleichbaren Daten für die Zeit vor der Wiedervereinigung vorhanden seien. Außerdem würde die deutlich gestiegene Erwerbsbeteiligung der Frauen die Ergebnisse verzerren.

Untersucht wurde, wie sich die realen Einkommen von Generation zu Generation verändern. Dafür waren zwei Arten der Einkommensmobilität von Interesse: Die absolute Einkommensmobilität, die zeigt, welche Einkommensunterschiede es zwischen Eltern und ihren Kindern in vergleichbaren Lebensabschnitten gibt. Und die relative Einkommensmobilität, die ausweist, inwiefern sich Kinder im Einkommensgefüge der Gesellschaft besser oder schlechter positionieren als ihre Eltern.

Tatsächlich zeigt die Studie, dass sich Einkommen von Generation zu Generation stark unterscheiden. Allerdings hängt die Differenz auch stark vom jeweiligen Einkommensviertel ab. So erreichen rund 90 Prozent der Söhne von Vätern aus dem untersten Einkommensviertel ein höheres Einkommen als ihre Väter. Je weiter diese Grenze jedoch nach oben verschoben wird, desto geringer wird auch der Anteil der Aufsteiger.

Sind die Väter Teil des obersten Einkommensviertels, gelingt es nur 46 Prozent der Söhne, die Position auch nur zu halten. Die übrigen 54 Prozent landen in einem niedrigeren Einkommenssegment. Auch in den beiden mittleren Vierteln sind die Söhne, die mehr verdienen als ihre Väter, in der Minderheit: Im zweiten Quartil bekommen noch 44 Prozent der Söhne mehr Gehalt als ihre Väter, im dritten sind es nur noch 38 Prozent.

„Die Einkommensmobilität in Deutschland wirkt in beide Richtungen. Der familiäre Hintergrund ist natürlich nicht komplett von der Hand zu weisen, aber es sieht auch nicht so düster aus wie oft behauptet“, sagt Maximilian Stockhausen vom IW.

Die nachgewiesene Durchlässigkeit zwischen den Einkommensgruppen habe sich im Lauf der Jahre nicht verschlechtert – anders, als beispielsweise in den USA, wo es den jüngeren Generationen immer schwerer fällt, ihre Eltern finanziell zu überholen. Allerdings rangiert die Bundesrepublik international nur im Mittelfeld. Deutlich mobiler sind die Einkommen zwischen den Generationen in Dänemark und Norwegen. In den USA und Großbritannien entscheidet die Herkunft viel stärker über das eigene Einkommen.