Neues Haus für Labortiere

Das UKE will ein Gebäude für Versuchstiere bauen und bekommt dafür wohl 32 Millionen Euro von der Stadt. Tierschützer machen jetzt dagegen mobil

„Tierversuche sind rückwärts gerichtete Forschung“

Katharina Feuerlein, Ärzte gegen Tierversuche

Von Leif Gütschow

Das Uniklinikum Eppendorf (UKE) will 2019 mit dem Bau eines neuen Gebäudes für die Versuchstierhaltung beginnen. Der rot-grüne Senat hat zu diesem Zweck bereits die Förderung in Höhe von 32 Millionen Euro beschlossen. Nur die Bürgerschaft muss diese Pläne Ende Januar noch eben durchwinken. Mehrere Tierschutzorganisationen aus Hamburg und Bremen haben sich zum Bündnis „Gemeinsam gegen Tierversuche“ zusammengeschlossen, um genau das doch noch zu verhindern.

„Wir ziehen am heutigen Samstag vor das Rathaus, weil Tierversuche rückwärts gerichtete Forschung bedeuten“, sagt Katharina Feuerlein vom Verein Ärzte gegen Tierversuche, der auch Teil des Bündnisses ist. Die Ärztin im Ruhestand kämpft seit Jahren gegen die medizinische Forschung an Tieren. „So wenige Versuche haben Relevanz. Dabei sind die Tierversuche durch ein wissenschaftliches System bedingt, das auf Fördergelder aufgebaut ist“, sagt sie. Die Tierschützerin irritiert nicht zuletzt, dass mit der Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank ausgerechnet eine Grüne den Neubau befürwortet und fördert, die eigentlich den Tierschutz verteidigen sollte.

Auf Bundesebene setzen sich die Grünen für tierversuchsfreie Forschungsmethoden ein und beklagen das Leid der Tiere in deutschen Versuchslaboren. Auf der Webseite der grünen Bundestagsfraktion wird im Themen-ABC unter T wie Tierschutz auch ein Leitmotiv genannt: „Grüner statt größer werden“, so ist es für die Zukunft der Tierhaltung geplant, und das gilt nicht zuletzt auch für die Versuchslabore.

Der Neubau am UKE soll 3.000 Quadratmetern groß werden und damit tatsächlich um etwa 500 Quadratmeter kleiner sein als das alte Versuchszen­trum, das zum Großteil abgerissen wird. Mit dem Neubau sollen vor allem die Arbeitsbedingungen modernisiert werden, auch um den Tieren gerecht zu werden, sagt UKE-Sprecherin Saskia Lemm. Insgesamt solle mit dem Neubau eine deutliche Verbesserung der bereits vorhandenen Standards erreicht werden.

Für das UKE wie für die Hamburger Grünen ist die Forschungstierhaltung ein sensibles Thema. Beide Seiten betonen, dass Tierversuche nur dann stattfänden, wenn es keine alternativen Methoden zu ihnen gäbe. So haben Forscher am UKE etwa künstliches Gewebe mitent­wickelt und so dazu beigetragen, vorher in Deutschland vorgeschriebene Studien an Hunden ersetzen zu können.

In jedem Fall werde immer geprüft, ob ein Experiment auch ohne Tiere durchführbar sei, sagt Lemm. Um die hohen Hygienestandards einhalten zu können, sei auch eine hermetische Abschottung von der Außenwelt wichtig. Die Kapazität, also die Anzahl der gehaltenen Tiere, werde in der neuen Einrichtung nicht erweitert, versichert Lemm. Auch Julia Offen, Sprecherin der Wissenschaftsbehörde, betont, dass künftig nicht mehr Tiere am Klinikum gehalten werden. Wie viele Mäuse, Schafe und Schweine es sind, wird aber nicht veröffentlicht.

„Ich denke, dass sich die Kapazitäten erhöhen werden“, sagt hingegen die Tierschützerin Katharina Feuerlein. Eine Stellenanzeige von 2016 kann Feuerleins Vermutung zumindest teilweise bestätigen. Für die ausgeschriebene Leitung der neuen Forschungstierhaltung wurde angegeben, dass „der vorhandene Haltungs- und OP-Bereich für Großtiere erweitert werden soll“. Feuerlein beklagt: „Es besteht keine Transparenz.“

Das soll sich offenbar auch mit dem geplanten Neubau auf dem Klinikgelände nicht ändern. „Derzeit ist ein Tag der offenen Tür nicht geplant“, sagt UKE-Sprecherin Lemm.

Kundgebung „Gemeinsam gegen Tierversuche am UKE“: 27. 1, 13 Uhr, Hamburger Rathausmarkt