Kommentar von Stefan Alberti zu Aldi-Plänen, 2000 Wohnungen zu bauen
: Nahe an der Quadratur
des Kreises

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Stefan Alberti

ist Redakteur für Landespolitik

Es ist so eine Sache, bei der man sich vor allem zwei Dinge fragt: Warum gibt’s das nicht längst? Und: Wo ist der Haken daran, dass Aldi – und hoffentlich bald auch andere Supermärkte – seine Filialen mehrgeschossig mit 2.000 Wohnungen überbauen will?

Die erste Antwort ist noch einfach. Es mussten erst ein paar Dinge zusammenkommen: wachsende Wohnungsnot, die Idee selbst, Menschen, die für sie werben und Eigentümer, für die sich die Sache lohnt. Denn eins ist klar: Selbst wenn sich Aldi dem Gemeinwohl verpflichtet fühlen sollte und mit dem Wohnungsbau einen Beitrag dazu leisten will – ohne Gewinnperspektive ist kaum vorstellbar, dass der Konzern diesen Schritt machen würde.

Dass zusätzliche Einnahmen durch potenzielle Kunden als Über-Mieter die Motivation sind, ist auch nicht verwerflich – sonst dürfte ja kein taz-Redakteur je des schnöden Mammons willen zur Konkurrenz wechseln. Es kommt hinzu, dass der Bedarf da ist und Aldi seine Filialen sowieso vergrößern und neu bauen wollte. Denn ohne Not reißt kein Supermarkt eine Filiale ab, verzichtet monatelang auf Umsatz und muss seine abgewanderten Kunden später erst wieder für diesen Standort zurück gewinnen. Den bisherigen Bau zu erhalten und zu überbauen, dürfte die Ausnahme bleiben.

Wo ist also der Haken, wenn sich hier soziale, ökologische und ökonomische Interessen treffen, wenn Aldi und Grüne an einem Strang ziehen? Er ist schlicht nicht erkennbar. Man kann jetzt mäkeln, nun versorge der Staat per Baugenehmigung Aldi mit neuen Kunden. Aber bislang ist nichts davon zu hören, dass über Aldi nur wohnen darf, wer unten eine Mindestsumme an der Kasse lässt. Es geht schlicht um dringend benötigte Wohnungen in einer jährlich um über 40.000 Menschen wachsenden Stadt und den Glücksfall, dass dafür hier kaum neue Fläche zu betoniert werden muss.

Kurzum: Was jetzt auf dem Weg ist und was hoffentlich viele nachahmen werden, kommt einer Quadratur des Kreises ziemlich nahe.