Energiewende mit Todesfolge

ÖKOKONFLIKT Pfähle für Windräder werden mit höllischem Lärm in den Meeresgrund gerammt. Für Schweinswale, die sich mit dem Gehör orientieren, ist das tödlich. Dabei stehen die Meeressäuger unter Naturschutz. Jetzt schreitet das Umweltministerium zur Tat: Es will den Naturschutz lockern

BERLIN taz | Der Bau von Offshore-Windkraftanlagen in Nord- und Ostsee hat dramatische Folgen für die dort lebenden Schweinswale. Der Lärm, der entsteht, wenn die Fundamentpfähle der Windräder in den Meeresboden gerammt werden, ist so groß, dass die unter Naturschutz stehenden Meeressäuger vertrieben werden. Für einige Tiere ist das sogar tödlich. Das geht aus internen Papieren des Bundesumweltministerium hervor, die der taz vorliegen.

„Bei Schweinswalen sind in der Nordsee Fluchtreaktionen und Meldeverhalten bis in über 20 Kilometer Entfernung von der Rammung nachgewiesen worden“, heißt es in der Schallschutzstrategie, die vom Umweltministerium erarbeitet wird. Diese Fluchtreaktion könne bei „Mutter-Kalb-Paaren zu einem Verlust des Kontakts zum Kalb führen“, heißt es weiter.

Ein gesetzlich festgelegter Grenzwert schreibt eine maximale Lautstärke für die Bauarbeiten vor. Doch der wird bisher vielfach nicht eingehalten. Zwar ist Abhilfe in Sicht, aber nicht für die Tiere, sondern für die Windräder. Die Verfasser der Schallschutzstrategie schlagen vor, dass deutsches und europäisches Naturschutzrecht beim Bau der Windkraftanlagen ausgehebelt wird. Die sind zentrales Element der Energiewende, mit der der Umstieg von Atomkraft auf regenerative Quellen bewerkstelligt werden soll.

Da Schweinswale sich per Gehör orientieren, ist die Lärmbelastung fatal. Hörgeschädigte oder taube Schweinswale haben sehr schlechte Überlebenschancen. In den Sommermonaten dieses Jahres wurden an der Nord- und an der Ostsee ungewöhnlich viele verendete Tiere gefunden. UFO

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