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: Der Zierliche

Gael García Bernal Foto: dpa

„Er hat etwas Dunkles und ist sehr charmant. Ich kann seinen Blick oft nicht deuten, ich weiß einfach nicht, was hinter seinen Augen los ist. Will er mich küssen oder schlagen?“ – das sagt Regisseur Alonso Ruizpalacios über den Hauptdarsteller seines Films „Museo“, Gael García Bernal. Dieser geheimnisvolle Blick war ein Grund, warum Ruizpalacios ihm die Rolle gab.

García Barnal spielt Juan, einen eigentlich harmlosen Studenten mit einem kriminellen Plan. García Bernal überrascht auf der Pressekonferenz zu „Museo“: Er kommt irgendwann reingeplatzt, setzt sich und grinst. Er ist klein, hat zarte Gesichtszüge, eine jungenhafte Körpersprache. Auch Dieter Kosslick freut sich, ihn zu sehen, geht auf ihn zu, küsst ihn links und rechts auf die Wangen.

Der zierliche Körper García Bernals wird auch in „Museo“ thematisiert: Ein Weihnachtsmannkostüm muss für Juan kürzer und enger gemacht werden – er solle sich doch lieber als Elf verkleiden, sagt der Schneider. Juans Schwester nennt ihn Zwerg.

García Bernal stammt aus einer Schauspielerfamilie, war schon als Baby auf einer Thea­terbühne, als 11-Jährigen sah ihn das mexikanische Publikum erstmals im Fernsehen. International bekannt wurde der heute 39-Jährige durch Alejandro González Iñárritus Film „Amores Perros“, für den er die Schauspielschule abgebrochen hat. Es folgten Alfonso Cuaróns „Y tu Mamá también“, Pedro Almodóvars „La mala educación“ und Iñárritus „Babel“ – Filme, die ihn zu einem der erfolgreichsten südamerikanischen Schauspieler machten. Zweimal spielte er Che Guevara, unter anderem in dem Erfolgsfilm „Die Reise des jungen Che“. Eine Rolle, die mit seiner politischen Überzeugung harmoniert.

Für García Bernal gehören Kunst und Politik zusammen, er unterstützt Oxfam und Amnesty International und hat ein Projekt gegründet, im Rahmen dessen preisgekrönte Dokumentarfilme im öffentlichen Raum ausgestrahlt werden.

Er übt stete Kritik an Donald Trump, bei der Oscar-Verleihung 2017 sagte er: „Als Mexikaner, als Lateinamerikaner, als Arbeitsmigrant, als Mensch: Ich bin gegen jede Form von Mauern.“ Dieser García Bernal mag elfenhaft erscheinen – unterschätzen sollte man ihn nicht.

Viktoria Morasch