Lars Penning
Filme aus dem Archiv –
frisch gesichtet
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Die schönsten europäischen Animationsfilme dreht seit einigen Jahren der irische Regisseur Tomm Moore. Gern beschäftigt er sich darin mit den Mythen seiner Heimat und übersetzt dabei tagtraumähnliche Fantasy-Geschichten, in denen die Natur eine wichtige Rolle spielt, in universell verstehbare Erzählungen um die wichtigsten menschlichen Gefühle.

Das ist in „Die Melodie des Meeres“ (2014) nicht anders: Die kleine Saoirse ist eine Selkie, ein Fabelwesen zwischen Mädchen und Seehund, in deren Hand plötzlich die Rettung aller Feenwesen liegt. Doch dazu muss Saoirse erst einmal ihr Seehundfell finden und ihren Selkie-Song singen. Stilistisch haben Tomm Moore und sein Art Director Adrien Merigeau zu einer ganz eigenen künstlerischen Gestaltung gefunden, in der trotz moderner Computersoftware noch ganz viel liebevolle Handarbeit steckt: Die Hintergründe wirken wie mit Wasserfarben gemalt, was insbesondere beim Spiel des Lichtes im Meer wunderbare Ergebnisse zeitigt, die Figuren hingegen sind mit wenigen Strichen überzeugend stilisiert (2.–4. 3., diverse Zeiten, Sputnik-Höfe am Südstern).

Zwei wortlose Sequenzen, inszeniert von Otto Preminger in zwei wunderbaren Films noir: In „Laura“ (1944) folgt die Kamera dem Detektiv Mark McPherson (Dana Andrews) durch die Wohnung der scheinbar ermordeten Titelheldin (Gene Tierney), in deren gemaltes Porträt er sich verliebt hat. Er liest ihre Briefe, hört ihre Lieblingsplatte, stöbert in ihrer Garderobe und ihren Schränken, riecht an ihrem Parfum und blickt immer wieder auf das Porträt, das sich über dem ­Kamin befindet. Auch der wortlose Streifzug durch das Haus in „Angel Face“ (1952) hat eine nekrophile Bedeutung: Die verwöhnte Diane Tremayne (Jean Simmons) wird die Opfer ihrer Intrigen mit in den ­eigenen Tod reißen. Doch nicht ohne zuvor in einer langen Sequenz noch einmal durch die Räume ihres großen Hauses zu wandern und sich ihrer Erinnerungen zu ver­sichern, indem sie die Gegenstände berührt, die einst ihrem abgöttisch geliebten Vater ­gehörten („Angel Face“: 1. 3., 21.30 Uhr, OmU; „Laura“: 4. 3., 20.30 Uhr, OF, beide Babylon Mitte).

Eine Größe des deutschen Genrekinos war der Regisseur Richard Eichberg (1888–1952), der in seinen Filmen stets das Abenteuerliche und Triviale fest im Blick hatte. Außerordentlich populär ist seine Neuverfilmung von „Das indische Grabmal“ (1938) mit der vermeintlich exotischen Tänzerin La Jana, die eigentlich etwas weniger exotisch Henriette Hiebel hieß und aus Wien stammte (7. 3., 15.45 Uhr, Eva-Kino).