Altbauten, stark sanierungsbedürftig

STADTENTWICKLUNG Ganz Prenzlauer Berg ist durchgentrifiziert? Ein bisschen was geht noch

Wohnsiedlung Ernst-Thälmann-Park

Vor 26 Jahren wurde die sozialistische Wohnsiedlung auf dem Gelände eines ehemaligen Gaswerks eröffnet. Die Plattenbauten bieten Wohnraum für bis zu 4.000 Menschen. Noch heute leben laut Angaben des Eigentümers, der Wohnungsbaugesellschaft Gewobag, in jeder vierten Wohnung dieselben Mieter wie vor der Wende. Die durchschnittliche Nettokaltmiete liegt bei 4,85 Euro pro Quadratmeter – alles Werte, die es in den umliegenden Altbauquartieren von Prenzlauer Berg längst nicht mehr gibt. Für die kommenden Jahre hat die Gewobag Sanierungsarbeiten etwa an den Fenstern sowie eine Dämmung der Fassaden angekündigt. Ob Kosten auf die Mieter umgelegt werden, dazu will sich die Gesellschaft nicht äußern. Man müsse die Marktentwicklung und die zukünftige Berliner Mietenpolitik abwarten, so ein Sprecher.

Bezirksamt Pankow, Standort Fröbelstraße

Noch ist in den denkmalgeschützten Backsteinbauten an der Fröbelstraße ein Teil des Pankower Bezirksamtes untergebracht. Doch die undichten Fenster und Decken bedürfen dringen einer Sanierung. 11 Millionen Euro soll die kosten, und weil der Bezirk das nicht bezahlen kann, will er das 12 Hektar große Areal nun an den Liegenschaftsfonds des Landes übergeben. Der soll dafür sorgen, dass in den alten Gemäuern bezahlbarer Wohnraum entsteht. Das Amt selbst soll umziehen – so zumindest der Plan des Bezirks. Für dessen Umsetzung fehlt bislang allerdings noch das Okay des Senats. Da die Pankower Idee dessen Haushalt belasten würde, zögert der noch. Aktuell wird geprüft, ob die Verwaltung nicht einfach enger zusammenrücken und ein Teil der Gebäude anderweitig genutzt werden kann. Das nächste Treffen zwischen Senat und Bezirk ist im November.

Kulturareal Ernst-Thälmann-Park

Das Kulturareal Ernst-Thälmann-Park, zu dem das Theater unterm Dach, die Galerie Parterre und das Kulturzentrum Wabe gehören, ist noch Eigentum des Bezirks. Doch weil diesem das Geld für die Sanierung der Gebäude fehlt, sah er sich Anfang des Jahres genötigt, den kompletten Standort plattzumachen. Nach massiven Protesten entschied man sich für die Lösung, das Areal an die Gesellschaft für Stadtentwicklung (GSE) als Treuhänder zu übergeben. Derzeit werden die Formalitäten für die Übergabe ausgehandelt, die zum 1. Januar 2013 erfolgen soll. Die GSE will weder an der Nutzung noch an der Bebauung des Areals etwas ändern, dafür aber die nötigen baulichen Erneuerungen wie Brandschutzmaßnahmen und energetische Sanierung stückweise umsetzen.

Vivantes-Krankenhaus Prenzlauer Berg

Im Jahr 2008 beschlossen Senat und Vivantes, das Krankenhaus Prenzlauer Berg an der Fröbelstraße dichtzumachen und die 150 Betten in das Klinikum Am Friedrichshain zu verlegen. So wollte man nicht nur das Geld für einen weiteren Standort sparen, sondern auch die Ausgaben für eine anstehende Sanierung vermeiden. Doch dann passierte erst mal gar nichts. Zwar wurde 2010 auf dem Papier die Klinik Prenzlauer Berg der Klinik Am Friedrichshain angeschlossen, doch der Neubau am Friedrichshain, in dem die Stationen untergebracht werden sollen, lässt auf sich warten. Im Frühjahr 2012 verkündete Vivantes dann, dass im Laufe des Jahres mit den Bauarbeiten begonnen werden solle, 2014 soll der Umzug erfolgen.

Güterbahnhof Greifswalder Straße

Derzeit liegt der einstige Güterbahnhof Greifswalder Straße brach. Doch Investor Christian Gérôme hat große Pläne: Ein eigenes Stadtviertel mit 400 Wohnungen in Townhouses, Stadtvillen und einem Hochhaus soll auf den 3 Hektar Land entstehen. Ihm gehe es darum, günstigen Wohnraum für Familien zu schaffen, so der Investor. Dabei nennt er Kaufpreise von rund 3.000 Euro pro Quadratmeter und Mieten von 7 bis 8 Euro pro Quadratmeter kalt. Für Prenzlauer-Berg-Verhältnisse wäre das fast ein Schnäppchen, was verwundert, wenn man sich die teuren Villen in Dahlem ansieht, die Gérôme als Referenzobjekte auf der Internetseite seiner Firma angibt. Im Bezirksamt begegnet man ihm entsprechend skeptisch. Bislang ist baurechtlich noch nichts genehmigt; die Verhandlungen laufen.

JULIANE WIEDEMEIER