Hameln für Amerikaner

KLEINVERLAGE Auf der Messe Buchlust in Hannover haben 23 unabhängige Verlage aus Niedersachsen und Berlin Gelegenheit, ihr Sortiment zu präsentieren. Zu entdecken gibt es dabei auch manche Kuriosität

Buchlust ist vor allem eine Messe für die Leserinnen und Leser

Während auf den großen Buchmessen in Frankfurt und Leipzig das Hauen und Stechen um die Gunst der Leserschaft immer heftiger wird, geht es in Hannover beschaulich zu – und auch nicht ganz so kommerziell. Bei der „Buchlust“ präsentieren am 10. und 11. November 23 kleine, von großen Häusern unabhängige Verlage aus Niedersachsen und Berlin ihr Sortiment.

Acht der teilnehmenden Verlage stellen zum ersten Mal im Literaturhaus Hannover ihre Bücher aus. Mit dabei ist unter anderem die Edition Pæchterhaus. Es handelt sich dabei um den 2005 gegründeten Verlag des Instituts für Literarisches Schreiben und Literaturwissenschaft der Universität Hildesheim. Studenten und Lehrende veröffentlichen hier ihre teils literarischen, teils kulturjournalistischen Werke und haben den Anspruch, Tendenzen der Gegenwartsliteratur aufzunehmen. Dabei kann es auch experimenteller zugehen.

Doch nicht nur junge Verlage feiern ihren Einstand. Die CW Niemeyer Buchverlage gibt es bereits seit 1797. In erster Linie hat es sich der Verlag zur Aufgabe gemacht, „Landschaft, Kultur und Geschichte des Weserraumes“ zu dokumentieren. Doch seit 2010 wird auch eine regionale Krimireihe herausgegeben. Auf Platz eins der verlagsinternen Bestsellerliste befindet sich derzeit ein Werk mit dem Namen „Enchanting Hameln“, ein Reiseführer der Rattenfängerstadt in englischer Sprache.

Auf der Buchlust sind ausschließlich kleine Verlage vertreten. „Die Verlagsgröße gibt ja nicht automatisch Auskunft über die Qualität der verlegten Bücher“, sagt Kathrin Dittmer, Geschäftsführerin des Vereins Literaturhaus Hannover. „Da kleine Verlage jedoch oft kein Forum haben, wollen wir sie besonders unterstützen.“ Die Zahl der Aussteller ist allerdings auf 23 beschränkt. Schließlich sei es vor allem auch eine Buchmesse für Leser und Leserinnen, sagt Dittmer. Die sollten in aller Ruhe in Büchern blättern und sich mit Verlagsmitarbeitern unterhalten können.

Die Nachfrage der Verlage steigt von Jahr zu Jahr. „Wir merken, wie wichtig die Buchlust für die kleineren Verleger ist“, sagt Dittmer. Doch wenn die Anzahl der Bewerber doppelt so hoch ist wie die Zahl der Ausstellerplätze, müsse eine Vorauswahl getroffen werden. „Unsere wichtigsten Kriterien sind dabei die Unabhängigkeit des Verlages sowie die Qualität der verlegten Bücher“, so Dittmer. Verlage, die an der Buchlust teilnehmen, müssen sowohl inhaltlich als auch gestalterisch überzeugen.

Die Literaturmesse findet bereits zum 19. Mal statt. Berlin ist das diesjährige Gastbundesland und mit 13 Verlagen vertreten. Thematisch sind keine Schwerpunkte gesetzt. Von Graphic Novels über Lyrik bis zu Erzählprosa sind alle Genres vertreten. Und den Messebesucher erwarten für drei Euro Eintrittsgeld auch nicht nur reine Verkaufsstände – sowohl am Samstag als auch am Sonntag werden Lesungen abgehalten. So liest beispielsweise Thea Dorn aus ihrem Buch „Die Deutsche Seele“, ein philosophisches Werk, welches über Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste stand.  KATHARINA GIPP

Buchlust: 19. 11. und 20. 11., je 10 bis 18 Uhr, Literaturhaus im Künstlerhaus, Sophienstraße 2