Gas folgt Ölpreis

Seit Jahrzehnten ist der Gaspreis an den Ölpreis gekoppelt. Konzerne streichen steigende Gewinne ein

BERLIN taz ■ Energie wird flächendeckend teurer: Während der Benzinpreis bald die Marke von 1,50 Euro passiert, müssen die Verbraucher nun auch beim Gas erneut draufzahlen. Rund 19,5 Millionen Haushalte heizen mit Gas. Die deutsche Gas- und Wasserwirtschaft kündigte gestern an, dass die Gaspreise zu Jahresbeginn um 10 bis 15 Prozent steigen werden. Begründung: In Deutschland sei der Gaspreis an den Rohölpreis gekoppelt.

Viele Kritiker bemängeln genau diese Ölpreisbindung, weil sie zu automatischen Verteuerungen führe. Marian Rappl vom Bundesverband der deutschen Gas- und Wasserwirtschaft hält das für eine Legende: „Auch ohne eine Ölkopplung hätten wir einen Preisanstieg.“ Er verweist auf Großbritannien. Dort gebe es keine enge Bindung der beiden Rohstoffpreise und trotzdem sei der Gaspreis gestiegen. „Es ist ein Trugschluss zu glauben, mit der Entkopplung vom Ölpreis würden die Preise niedrig bleiben.“

Diesen Pessimismus teilten SPD-Chef Franz Müntefering und Finanzminister Hans Eichel (SPD) gestern: Sie hielten nichts von der grünen Forderung, Öl- und Gaspreise zu entkoppeln. Diese jahrzehntelange Verbindung sei nur schwer aufzuheben.

Schon seit August letzten Jahres steigen die Gaspreise kontinuierlich. Rappl räumte ein, dass auch Spekulanten die Preise an den Energiebörsen künstlich puschen. Das hätte aber nichts mit den Energieversorgern vor Ort zu tun. 80 Prozent des Gasverbrauchs werden importiert – meist abgesichert durch langfristige Lieferverträge.

Der Bund für Energieverbraucher findet die Preiserhöhungen unberechtigt. Obwohl die Gasversorger große Gewinne einfahren, würden sie „ihren Kunden noch tiefer in die Tasche greifen“. Der Verband fordert eine sofortige Preissenkung. Außerdem sollten die überhöhten Rechnungsbeträge zurückerstattet werden. SUSANNE GÖTZE