Kim angeblich offen für atomare Abrüstung

Nordkoreas Machthaber holt sich bei seiner ersten Auslandsreise die Rückendeckung Chinas

Aus Peking Felix Lee

Erst dürfen Chinas Staatsmedien zwei Tage lang nicht über den Besuch des nordkoreanischen Machthabers in Peking berichten. Dann überschlagen sie sich wenige Stunden nach Kim Jong Uns Abreise geradezu mit Berichten von seinem Besuch. Der Staatssender CCTV brachte am Mittwoch nonstop Bilder von Kim in Peking: Wie Nordkoreas Diktator von Chinas Präsident Xi Jinping mit militärischen Ehren empfangen wird, Kim samt Ehefrau und Chinas First Lady beim Staatsbankett.

Die Gerüchte der letzten Tage sind damit offiziell bestätigt. Nordkoreas Machthaber Kim ist Anfang der Woche für zwei Tage in Peking gewesen, heißt es bei Chinas Nachrichtenagentur Xinhua. Und es blieb nicht bei feierlichen Bildern und blumigen Worten. Kim erklärte, er fühle sich „der Denuklearisierung verpflichtet“. „Die Frage der Entnuklearisierung der koreanischen Halbinsel kann gelöst werden, wenn Südkorea und die USA auf unsere Bemühungen mit Wohlwollen reagieren, eine Atmosphäre des Friedens und der Stabilität schaffen, während gleichzeitig progressive und synchrone Schritte in Richtung des Friedens ergriffen werden“, soll Kim laut Xinhua wörtlich gesagt haben. Was Nordkoreas Machthaber gemeint haben dürfte: Er ist bereit, sein Atomwaffenprogramm zu stoppen, wenn er dafür von den USA die Garantie erhält, nicht gestürzt zu werden. China soll nach seinem Willen für Nordkoreas Sicherheit garantieren.

Dabei war das Verhältnis beider Staaten zuletzt sehr schlecht. Chinas Führung ist gegen Nordkoreas Atomwaffenprogramm und trägt seit 2017 auch die UN-Sanktionen gegen den einstigen Bruderstaat mit. China war bis dahin wichtigster Handelspartner des verarmten Staates. Das Kim-Regime wiederum hat alle Vermittlungsbemühungen der chinesischen Regierung ignoriert. Zuletzt hatte Peking schon befürchtet, Nordkorea könnte ohne den einstigen Verbündeten mit den USA, Japan und Südkorea verhandeln. Das wäre ein herber Gesichtsverlust für die aufstrebende Großmacht China gewesen. Dass Kim nun doch Peking einbindet, schmeichelt Chinas Führung.

Nun laufen in Peking die diplomatischen Kanäle heiß. Xi schickte am Mittwoch seinen Top-Diplomaten Yang Jiechi nach Seoul, um Südkoreas Regierung über die Gespräche zu unterrichten. Auch mit Trump soll Xi Kontakt aufgenommen haben. Das Weiße Haus behauptet, Xi habe dem US-Präsidenten eine persönliche Nachricht übermittelt. Demnach soll sich Xi bei Trump bedankt haben. Dessen Kampagne des maximalen Drucks hätte erst eine „angemessene Atmosphäre“ für einen Dialog mit Nordkorea geschaffen. Chinas Führung wollte diese Äußerung nicht bestätigen.