heute in hamburg
: „Nicht alle Fußballfans kaufen Bücher“

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Rainer Moritz, 59, leitet seit 2005 das Literaturhaus Hamburg und verfasst Bücher unter anderem über Fußball.

Interview Mareen Butter

taz: Herr Moritz, die Frühjahrslesetage in Hamburg beschäftigen sich unter anderem mit dem Thema Fußball. Was hat das mit Literatur zu tun?

Rainer Moritz: Wir stellen uns auf dem Festival die Frage, wie das Thema Fußball mit der Gesellschaft zusammenhängt. Außerdem steht die Fußballweltmeisterschaft bevor! Keines der Bücher wäre erschienen, wenn die WM nicht vor der Tür stünde.

Heißt das, Fußballbücher sind out?

Die Verlage sind mittlerweile etwas vorsichtiger geworden, denn nicht alle Fußballfans kaufen auch Fußballbücher. Das sollen die Frühjahrslesetage ändern, indem die Weltmeisterschaft im Blickpunkt steht. Die drei vorgestellten Bücher am Fußballabend haben ganz unterschiedliche Schwerpunkte: feuilletonistisch, analytisch – und eines berichtet über Juventus Turin.

Lesen Sie aus Ihrem eigenen Buch „Vorne fallen die Tore“?

Nein, hier gilt die Regel, mit eigenen Büchern trete ich im eigenen Haus nicht auf. Ich moderiere nur einen Abend.

Warum findet die Lesetagung im Frühjahr, nicht im Winter, statt?

Herbst und Winter sind schon gut gefüllt mit vielen Veranstaltungen. Das Frühjahr war bisher etwas verwaist an Lesefestivals.

Stehen die Lesungen unter einem bestimmen Motto?

Es gibt keine inhaltliche Klammer. Es geht darum, innerhalb einer Woche hochkarätige Autorinnen und Autoren zu versammeln. In der Regel mit Neuerscheinungen des Frühjahrs und durchaus mit dem Anspruch, international etwas zu bieten.

Wieso enden die Lesetage ausgerechnet mit Lesungen von toten Schriftstellern?

Die beiden Abschlussabende sollen ganz bewusst von der Literaturgeschichte handeln. Heino Jäger hat in Hamburg einen legendären Status als skurriler Satiriker und ist elend gestorben. Laurence Sterne ist der große englische Autor des 18. Jahrhunderts.

Was hat Literatur mit „High Voltage“, also Strom, zu tun?

Das Festival wird organisiert vom Literaturhaus und Stromnetz Hamburg. Wir brauchten einen Strombezug, ein Spannungsfeld. Gleichzeitig soll deutlich sein, dass es nicht nur um Krimis geht, sondern um Literatur, die vom Leben erzählt. Das ist eine Brücke, die man zu diesem Begriff herstellen kann.

Präsentation der Frühjahrslesetage in Hamburg vom 18. bis 24.04. Karten gibt es unter www.literaturhaus-hamburg.de