„Eingeschlagene Zähne“

Forum Die SPD diskutiert auf Initiative eines Zahnarztes über ein Verbot von Alkohol-Werbung

■ Initiator der Verbots-Initiative, betreibt eine Zahnarztpraxis in Schwachhausen.

taz: Herr Bertelsen, heute diskutiert die SPD über Ihre Initiative für ein Alkohol-Werbungsverbot im Sport. Als wie groß sehen Sie Ihre Erfolgschancen?

Hans-Werner Bertelsen: Wir sind zuversichtlich, weil Alkoholwerbung im Sport einfach nicht mehr zeitgemäß ist. Kinder und Jugendliche bekommen durch diese Werbung die Doppelbotschaft, dass beides zusammengehöre – und das ist fatal. In Deutschland werden jährlich an die 300 Millionen Euro für Sportwerbung ausgegeben, nur ein Zehntel dieser Summe wird dafür investiert, vor den Folgen von Alkoholmissbrauch zu warnen. Übertragen auf die Verkehrserziehung bedeutet das: Neun Erwachsene sagen einem Kind, geh bei Rot über die Ampel – und nur einer sagt: Nein.

Aber gehört ein gepflegtes Bier im Vereinsheim nach dem Training nicht untrennbar zur Tradition – gerade in Arbeitersport-Vereinen?

Das wollen wir den Leuten ja auch nicht verbieten. Aber wenn man weiß, dass im vergangenen Jahr 26.428 Kinder und Jugendliche komatös alkoholisiert ins Krankenhaus eingeliefert wurden – dann muss man einfach Maßnahmen ergreifen. 160.000 Minderjährige in Deutschland sind alkoholabhängig oder betreiben regelmäßig Alkohol-Missbrauch.

Aber bewegen die sich überhaupt im sportlichen Umfeld?

Natürlich nicht alle – aber im Sport ist die Verknüpfung zum Alkohol als Message besonders fatal. Eine aktuelle DAK-Studie belegt eindeutig die Korrelation zwischen Werbung und Missbrauch.

Ihre Initiative wurde von vier Medizinern gegründet, Sie selbst sind Zahnarzt. Inwiefern haben Sie mit Alkoholmissbrauch zu tun?

Ich behandle des öfteren Jugendliche mit ausgeschlagenen Zähnen. Insofern bin ich durchaus auch persönlich betroffen.

Interview: HENNING BLEYL

SPD-Sportforum: 18.30 Uhr, „Kwadrat“ (Wilhelm-Kaisen-Brücke 4)