Traumatisiert und allein

FLÜCHTLINGE Kinderhilfswerk fordert anderen Umgang mit Kindersoldaten

BERLIN taz | Traumatisierte Kindersoldaten, die als Flüchtlinge nach Deutschland kommen, werden in Deutschland nicht adäquat aufgenommen und betreut. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie von terre des hommes, für die das Kinderhilfswerk 15 ehemalige Kindersoldaten interviewt hat, die verstreut in Deutschland leben. Insgesamt, so besagen Schätzungen, wohnen inzwischen rund 200 Jugendliche hier, die früher in ihren Ländern als Soldaten eingesetzt wurden.

Terres des hommes kritisiert, dass die minderjährigen Flüchtlinge meist wie Erwachsene in Flüchtlingslagern untergebracht würden und keine psychologische Betreuung erhielten. Auch der bestellte Amtsvormund kümmere sich nicht ausreichend um die traumatisierten Jugendlichen.

Schwer wiegt für das Kinderhilfswerk auch, dass die Jugendlichen jahrelang um einen sicheren Aufenthaltsstatus bangen müssen und mit 16 Jahren asyl- und ausländerrechtlich wie erwachsene Flüchtlinge behandelt werden. Dass Minderjährige gezwungen seien, ihr Asylverfahren ohne behördliche Unterstützung voranzutreiben, verstoße gegen die UN-Kinderrechtskonvention, kritisierte Andreas Meißner von terre des hommes. Die neue Regierung solle – wie im Koalitionsvertrag angekündigt – den Ratifizierungsvorbehalt zur Konvention aufgeben, forderte Meißner. Der Vorbehalt, den Deutschland bei der Unterzeichnung der Konvention geltend gemacht hatte, sichert den Verstoß bisher ab. Auch das Asylrecht müsse geändert werden, sagte Thomas Berthold vom Bundesfachverband Unbegleitete Minderjährige Flüchtlinge: „Kinderspezifische Fluchtgründe wie bei ehemaligen Kindersoldaten müssen endlich anerkannt werden.“ EVA VÖLPEL