die dritte meinung
: Europa braucht den Aufbruch. Ein Abwarten ist Gift, sagt Nikolai Fuchs von der GLS Treuhand

Nikolai Fuchs

ist im Vorstand des GLS Treuhand e. V. mit Sitz in Bochum. Zusammen mit der GLS Bank sucht die GLS Treuhand nach Instrumenten eines nachhaltigen Umgangs mit Geld.

Die Ergebnisse des Treffens von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit Bundeskanzlerin Angela Merkel waren geprägt von den Interessen der deutschen Regierung. Zögerlichkeit, Arbeitskreise und Allgemeinplätze – ist das ein Reformpaket, das Europa braucht? Nein, denn abzuwarten ist gefährlich für eine Zivilgesellschaft, die allerorts in Europa unter Druck gerät, und das falsche Signal an Orban & Co. Was ist stattdessen zu tun? Wir meinen: Wir dürfen den Regierungen das Heft des Handelns nicht allein überlassen. Die Zivilgesellschaft kann und will mehr tun für Europa, als „die Politiker“ es ihr zutrauen.

Macron hat recht, wenn er große Ziele formuliert und die Deutschen auffordert, sich ihnen anzuschließen. Ohne eine Vision, ein Zukunftsbild mit unseren europäischen Grundwerten, werden die Rechtspopulisten weiter an den Freiräumen von Meinungsäußerung, Bürgerrechten und Vielfalt zündeln. Und Merkel hat recht, wenn sie eine Politik der kleinen Schritte verfolgt. Doch ohne neue konkrete Maßnahmen können sich die vielen proeuropäischen Bürgerinnen und Bürger nicht wirksam einbringen. Wir müssen an den Rahmenbedingungen arbeiten und mehr Handlungsoptionen entwickeln!

Als Treuhänder von über hundert Stiftungen mit 300 gemeinnützigen Mitgliedsorganisationen und als Förderer weltweiter Projekte erhalten wir Rückmeldungen aus allen Gesellschaftsbereichen. Wir können sagen: Die Unruhe, die sich in der Bürgergesellschaft und in gemeinnützigen Vereinen ausbreitet, ist berechtigt! Wichtige Instrumente für eine Revitalisierung der europäischen Idee haben wir heute in einem Aufruf für ein souveränes Europa veröffentlicht. Auszüge dar­aus sind: ein wirksamer europäischer Volksentscheid, eine Stärkung des Ausschusses der Regionen in der EU, ein Ausbau des Subsidiaritätsprinzips (Vorrangprinzip der Gemeinden) und ein erweitertes Erasmus Programm. Es wird Zeit, dass wir Bürgerinnen und Bürger verstärkt für eine europäische Vision der Mitbestimmung eintreten!