Bernhard Pötter über den gestiegenen Kraftstoffverbrauch in Europa
: Scheuer an der Kreuzung

Die Meldung ist keine Überraschung, aber sie sollte trotzdem für Aufregung sorgen: Der Kraftstoffverbrauch der Autos in Europa ist im letzten Jahr gestiegen, statt zu fallen. Die Gründe: Immer mehr und immer schwerere „Gelände“wagen. Und der Dieselskandal treibt die Käufer in Scharen zu den Benzinmotoren, die ineffizienter sind.

Wenn nicht drastisch umgelenkt wird, verfehlt das Auto alle Umweltziele. Und das wird dann richtig teuer. Für das Klima – und wegen der Milliarden von Strafzahlungen auch für die Autoindustrie.

Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) muss gleich zu Beginn seiner Amtszeit klarmachen, wohin er an dieser Kreuzung abbiegt: In die alte Sackgasse, wo die Politik wegschaut, wenn die Hersteller betrügen? Wo die deutschen Vertreter in Brüssel als Öko-Kämpfer auftreten, es sei denn, es geht um deutsche Autobauer? Und wo Politiker sich lächerlich machen, indem sie „Fahrverbote vermeiden wollen“, die ­sicher kommen werden?

Aber Scheuer muss ja nicht der Schutzpatron des Verbrennungsmotors bleiben. Er sollte der EU-Kommission in den nächsten Monaten helfen, ehrgeizige Verbrauchsvorschriften zu erlassen für einen schnellen Übergang zu sauberer Mobilität. Er sollte anerkennen, dass der Verkehr endlich mal beim Klimaschutz liefern muss. Und er sollte das Denken seines Ministeriums umkrempeln. Denn die Zukunft des Verkehrs ist nicht der Verbrennungsmotor für private Pkws. Die Zukunft heißt E-Mobilität, geteilte Fahrzeuge, digitale Vernetzung, Fußwege, Radverkehr, Busse und Bahnen.

Die Autobauer haben das begriffen. Ex-VW-Boss Müller wollte lieber Steuergelder für E-Mobile als für Diesel. Volvo baut ab nächstem Jahr keine Verbrenner mehr. Auch die anderen drängen auf den Elektro-Markt. Wenn alle mit Vollgas in diese Richtung brausen, die EU, die Industrie, die Forschung, die Bevölkerung und die Vernunft – vielleicht kann es dann ja auch ein Verkehrs­minister.

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