Rainer Schäfer Radikale Weine
: Cool Climate, Stil und Schliff

Foto: privat

Badischer Wein – von der Sonne verwöhnt“. Mit diesem Slogan werben Genossenschaften und Winzer im südlichsten Weinanbaugebiet Deutschlands schon seit 1960. Baden ist die einzige deutsche Region, die zur Weinbauzone B der EU gehört. Alle anderen Anbaugebiete sind in der Zone A, mit den kühlsten Klimawerten.

Viel Sonne und Wärme gelten als Garantie für reife Trauben und harmonisch-ausgewogene Weine. Infolge des Klimawandels kann es allerdings inzwischen in mancher Ecke Badens – wie am Kaiserstuhl – so heiß werden, dass die Alkoholwerte in die Höhe schießen und die Weine an südländische Blockbuster erinnern.

Ein Landstrich Badens profitiert von dem Temperaturanstieg: der Breisgau, dessen Reben auf den Vorhügeln des Schwarzwaldes stehen. In Baden wird der Breisgau abschätzig „Heckenland“ genannt, weil man dort angeblich mehr Hecken als ernst zu nehmende Weinlagen findet. Dass der Breisgau „mehr zu bieten hat, als man ihm zutraut“, will Martin Frey beweisen, Gründungsmitglied der Vereinigung „13 Breisgauer Weingüter“.

Im Glottertal, in Denzlingen, betreiben Martin und Barbara Frey ihr Weingut. Von Anfang an orientierte sich Frey an den wenigen badischen Winzern, die ihre Weine konsequent trocken ausbauten. Dabei zeigte er sich experimentierfreudig. Martin Frey pflanzte Reben am oberen Teil des Glottertäler Eichbergs, obwohl das badische Weinbauamt ihn davor gewarnt hatte: Das sei zu schattig und eigne sich nicht für Weinbau.

Heute, sagt Frey, sei das seine beste Lage. Sie ist nach Osten und Südosten ausgerichtet, die Reben stehen in rund 340 Meter Höhe auf kargem, verwittertem Gneis, der den Weinen eine deutlich mineralische Note mitgibt. Der Arbeitsaufwand ist enorm, am steilen Hang ist nur Handlese möglich. Der Schwarzwald ist ganz nah, es überwiegt ein kühles Mikroklima. Selbst bei sommerlichen Temperaturen bläst eine frische Brise durch das Glottertal: Cool Climate, und das im sonnenverwöhnten Baden.

Weißburgunder Gneis 2017, 9,80 Euro, Bezug über www.frey-weine.de

Martin Frey nutzt diesen Vorteil, um strahlend frische Burgunder zu erzeugen, die im Kontrast zu vielen barocken Vertretern dieser zur Opulenz neigenden Rebsorten stehen. Der Weißburgunder Gneis aus dem Jahrgang 2017 ist ein Prototyp der Frey’schen Stilistik: konzentriert im Geschmack mit feiner Frucht, dabei schlank und sehnig, mit viel Stil und Schliff. Er steht für ein Sortiment mit hoher Qualität zu fair kalkulierten Preisen und zeigt: Aus dem Heckenland kommen inzwischen einige der spannendsten Weine Badens.