das portrait
: Hauke Wagner hat heimlich WM geguckt

Hat eine Rüge kassiert: SPD-Abgeordneter Hauke WagnerFoto: dpa

Dumm gelaufen: Der SPD-Abgeordnete Hauke Wagner ist von Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) gerügt worden, weil er während einer Debatte im hohen Haus sozusagen unterm Tisch das letzte WM-Vorrundenspiel der deutschen Mannschaft guckte.

Ein lässliche Sünde mögen viele denken, die sich am Mittwoch von der Arbeit davongestohlen hatten, um das Debakel mitanzusehen. Doch Wagner guckte ausgerechnet, als die Resolution diskutiert wurde, mit der sich die Bürgerschaft bei den Angehörigen des vom NSU ermordeten Gemüsehändlers Süleyman Tasköprü entschuldigen wollte. Von „tiefem Beileid“ ist darin die Rede.

Ein Mitglied des NSU hat Tasköprü am 27. Juni 2001 in dessen Gemüseladen erschossen, weil er keine deutschen Vorfahren hatte. Die Polizei suchte die Täter im Familienumfeld; sie unterstellte Tasköprü Verbindungen zum Rotlicht- und Drogenmilieu – und vergrößerte das Leid der Angehörigen auf diese Weise noch.

Während sich einige Abgeordnete in die Flure verzogen, um das Spiel zu sehen, zog Wagner einen Kompromiss vor: sichtbare Anwesenheit, zeitweilige gedankliche Abwesenheit beim Blick aufs Tablet. Wer Fußball schauen wolle, solle das gefälligst nicht im Plenarsaal tun, rügte die Bürgerschaftspräsidentin. Das sei „würde- und respektlos“.

Wagner äußerte sich der taz gegenüber zu den Vorwürfen nicht. Er war nicht der einzige Abgeordnete, der gerüffelt wurde. Der 36-Jährige ist ein alter Polit-Hase und wurzelt tief in der Hamburger SPD. Sein Vater Eugen war sozialdemokratischer Bausenator. Nach dem Studium brachte er ihn als Vorstandsassistenten bei der Hamburger Hochbahn unter, die von einem ehemaligen SPD-Fraktionschef geführt wurde. Mit 20 Jahren trat Wagner in die SPD ein und machte seinen Weg in die Bürgerschaft und den SPD-Landesvorstand.

Vor fünf Jahren kämpfte er vergeblich um den Bundesvorsitz der Jusos. Zu der Zeit war er Projektmanager beim Vattenfall-Konzern und damit mitten im Streit um den Rückkauf des Strom- und Fernwärmenetzes von Vattenfall durch die Stadt. Gernot Knödler