Räumen, bis es knallt

Fliegerbombe in Potsdam erfolgreich entschärft. Mehr als 10.000 betroffen

In Potsdam ist eine 250-Kilogramm-Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft worden. Die Stadt gab am Dienstagmittag Entwarnung. Mehr als 10.000 Menschen mussten rund um den Fundort in der Nähe des Hauptbahnhofs in Sicherheit gebracht werden. „Alle Sperrungen sind aufgehoben“, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow am frühen Nachmittag. Auch der Bahnverkehr wurde nach Angaben der Deutschen Bahn wieder aufgenommen.

Die Evakuierung begann um 7.30 Uhr. Wohnungen, Schulen, Kindergärten und Pflegeheime im Umkreis von 800 Metern um den Fundort im Nuthepark mussten geräumt werden. Besonders der Transport älterer Menschen aus den drei von der Sperrzone betroffenen Pflegeheimen wie das Seniorenheim im Cityquartier hatte Zeit in Anspruch genommen, wie Brunzlow berichtete.

Alle Bahnen standen still

Niemand durfte sich mehr im Sperrkreis aufhalten. Evakuierungstrupps kontrollierten Straße für Straße, ob in den Häusern noch Bewohner sind, wie die Stadt Potsdam mitteilte. Insgesamt waren mehr als 600 Helfer von Feuerwehren sowie Landes- und Bundespolizei im Einsatz. Auch das Freizeitbad Blu war von der Evakuierung betroffen. Der Bahnverkehr am Potsdamer Hauptbahnhof wurde vorübergehend eingestellt. Die Straßenbahnen standen ebenfalls still.

Der Kampfmittelbeseitigungsdienst begann gegen 10.30 Uhr mit der Entschärfung. Dafür wurde die in drei Metern Tiefe liegende Bombe zunächst auf Holzpaletten gehoben. Anschließend wurde der Zünder entfernt und in einigen Metern Entfernung gezielt gesprengt. Es gab einen kleinen Knall, wie Augenzeugen berichteten. Nach rund einer Stunde war alles vorbei. Gegen 11.30 Uhr fuhren bereits die ersten Fahrradfahrer wieder Richtung Bahnhof, Absperrungen wurden abgebaut.

Sprengmeister Mike Schwitz­ke zeigte sich zufrieden. Bei der jüngsten Entschärfung im November 2017 waren Passanten in den Sperrbereich geraten und hatten den Ablauf verzögert. Vier Bußgelder bis zu 750 Euro seien verhängt worden, so Brunzlow. Bei dieser Entschärfung gab es bis auf wenige Ausnahmen keine Störungen. So weigerte sich eine Anwohnerin im Potsdamer Staudenhof zunächst, ihre Wohnung zu verlassen. Die Polizei musste ausrücken und die Frau auffordern, das Haus zu verlassen.

Der Blindgänger war laut der Stadt Nummer 188 seit 1990 und der zwölfte in diesem Jahr. Auf dem Gelände am Nuthepark befinden sich noch weitere Munitionsreste, wie Sprecher Brunzlow sagte. Ob darunter auch Blindgänger seien die entschärft oder gesprengt werden müssen, sei noch offen. (dpa)