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: Kaufhof, Karstadt und Karstadt Sport fusionieren

Nach mehreren Anläufen soll nun die „Deutsche Warenhaus AG“ kommen: Eigentümer einigen sich auf Eckpunkte für einen Zusammenschluss. Offenbar viele Jobs in Gefahr

Das Neue

Eine Fusion zwischen der kriselnden Warenhauskette Kaufhof und dem langjährigen Rivalen Karstadt steht offenbar fest. 37.000 Mitarbeiter wären davon betroffen. Der Kaufhof-Eigner Hudson’s Bay (HBC) und der österreichische Karstadt-Eigentümer René Benko haben sich am Donnerstag auf Eckpunkte der Einigung verständigt, bereits am Dienstag wurde eine Absichtserklärung unterzeichnet. Sie sieht die Gründung eines Joint Venture – also einer Gemeinschaftsfirma – vor. „Drei bis fünf Standorte“ der insgesamt 178 würden „vermutlich geschlossen“ zitiert die Deutsche Presse-Agentur einen Insider. Zudem steht offenbar die Zusammenlegung von Verwaltung und Einkauf an. Als sicher gilt, dass die Karstadt-Zentrale in Essen geschlossen wird. 1.000 Mitarbeiter wären allein davon betroffen. Unklar ist, was mit den 31 Filialen von Karstadt Sport wird.

Der Kontext

Malls und aussterbende Innenstädte, Offline-Konkurrenz durch H & M oder Zara, Online-Konkurrenz von Amazon bis Zalando: Die Zeit der großen Warenhäuser, in denen Kunden alle Bedürfnisse decken können, scheint vorbei. In Ländern wie Spanien gibt es bereits nur noch eine nationale Warenhaus-Kette. Die Idee der „Deutschen Warenhaus AG“ ist nicht neu: Der österreichische Immobilienunternehmer Benko hat schon mehrfach vergeblich versucht, Kaufhof zu übernehmen. HBC schmetterte seine Offerten stets ab, zuletzt im Februar.

Nun hat sich die Situation offenbar verschlimmert, Details sind unklar. Aber: Bekannt ist, dass Kaufhof unter roten Zahlen leidet. Zudem steht der Mutterkonzern HBC in seinem nordamerikanischen Heimatmarkt unter Druck. Auch problematisch für HBC: Die Gespräche über einen Sanierungstarifvertrag bei Kaufhof liegen auf Eis. Erst mit weniger Geld für die Beschäftigten – wie bereits bei Karstadt praktiziert – könne die Kette überleben, heißt es bei den Arbeitgebern.

Verdi will die Verhandlungen darüber aber erst fortsetzen, wenn Klarheit über die Zukunft herrscht. HBC hatte Kaufhof 2015 übernommen. Doch die Kette mit ihren 96 Warenhäusern und 18.000 Beschäftigten in Deutschland kommt nicht in Schwung. Benko hatte Karstadt nach der Übernahme 2014 saniert. Das Sortiment wurde gestrafft, das Onlinegeschäft angekurbelt, Partner wurden in die 78 Warenhäuser integriert. So gelangen zuletzt immerhin 1,4 Millionen Euro Plus.

Die Reaktionen

Die Arbeitnehmer forderten die Eigentümer der beiden Ketten auf, für Klarheit zu sorgen. Die anhaltenden Spekulationen über die Zukunft verunsicherten die Beschäftigten, kritisierte Bernhard Franke, bei Verdi für Kaufhof zuständig: „Damit werden nur Sorgen geschürt.“

Die Konsequenz

Benko hatte bereits etwa drei Milliarden Euro für Kaufhof geboten. Da HBC offenbar dringend Geld braucht, kommt er nun schon für etwa eine Milliarde Euro zum Zug. Außerdem soll Benko die neue Firma kontrollieren und das operative Geschäft managen.

Kai Schöneberg