Die Wochenvorschau von Susanne Messmer
: Die letzten Fußballspiele und die Helden der Achtziger

Tritt auf: Nick Cave Foto: picture-alliance

Hallo, Sommerferien! Na endlich! Was ist es doch schön, in der halb leeren Stadt herumzukurven. Selbst mit dem Auto geht alles doppelt so schnell wie sonst: Man findet Parkplätze, aber auch unreservierte Tische in Lieblingsrestaurants; die Schlangen vor den Freibädern lassen merklich nach. Es ist wunderbar – solange man keine Schulkinder hat, die den durchaus berechtigten Wunsch äußern, selbst diese schöne Stadt auch mal verlassen und etwas anderes sehen zu dürfen.

Doch die Leere hat ihre Kehrseite: Es ist nämlich höchst wenig los. Klar, man kann noch ein bisschen öffentlich Fußball gucken, bis am Sonntag endgültig Schluss ist mit der WM. Und so lange kann man sich einreden, dass es ja eigentlich viel cooler ist, beispielsweise mit England mitzufiebern als mit „unseren Jungs“ und mit den zwei, drei Freunden aus London während der verbleibenden Spiele eifrig Nachrichten auszutauschen.

Man kann es aber sein lassen mit dem Ballspiel in dieser Woche und sich stattdessen auf einen kulturellen Höhepunkt am Wochenende stürzen – obwohl: Wer jetzt keine Karten hat, kauft sich keine mehr; wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben. Das Konzert von Nick Cave am Samstag, sein einziges Deutschlandkonzert 2018, ist nämlich schon lange ausverkauft.

Da aber Nick Cave für diese Stadt so außerordentlich wichtig ist und war – der Berliner Comiczeichner Reinhard Kleist hat es hinlänglich aufgezeichnet – und da Cave noch dazu sowieso einer der tollsten Sänger aller Zeiten ist, muss man seinen Gig wohl oder übel im stillen Kämmerlein zu Hause feiern, eine Kerze anzünden und seiner gedenken.

Oder man macht sich stattdessen auf den Weg zur Feier einer Heroin der 1980er Jahre, der großen Kate Bush. Dieser wird nach einem ähnlichen Happening im Sommer 2016 nämlich bereits zum zweiten Mal in Form eines Flashmobs auf dem Tempelhofer Feld gedacht. Am Samstag ab 13 Uhr werden wieder eine Menge Menschen unterschiedlichen Alters und Geschlechts in roten Gewändern und so synchron wie nur möglich Kate Bushs legendäres Video zu ihrem legendären Song „Wuthering Heights“ aus dem Jahr 1978 nachtanzen.

Warum sie das tun, wollen Sie wissen? Nun: Zum einen ist es schön albern. Zum anderen verbirgt sich hinter der Blödelei ein ernster Kern. Kate Bush gehört zu den wenigen Musikerinnen der späten 1970er und frühen 1980er, die den Frauen das Musikbusiness zu öffnen vermochten. Sie hat einfach immer gemacht, was sie wollte – ganz egal, wie erratisch das manche fanden. Und das ist etwas, woran Frau und Mann bis heute anknüpfen können.