Einfach mal ’ne Pause

In vielen Autowerken stehen die Bänder derzeit öfter still, weil die Modelle auf die neuen Anforderungen für Verbrauchstests eingerichtet werden müssen

Die Autokonzerne können nach dem Abgasskandal nicht so schnell wieder zum Alltag zurückkehren, wie sie gehofft hatten. Es werde Monate dauern, „bis wir in den Werken wieder zu einer normalen Fahrweise kommen“, kündigte Volkswagen-Vorstandschef Herbert Diess in einem Brief an die Mitarbeiter an. Auch andere Autobauer ringen mit der Umstellung.

VW hält am Stammsitz Wolfsburg tageweise die Bänder an, weil der Konzern mit der Zertifizierung verschiedener Varianten nicht hinterherkommt. BMW stoppt mehrere Benziner-Modelle für den europäischen Markt, um sie für die neuen Messungen fit zu machen. Der 7er wird als Benziner in Europa ein Jahr lang eingestellt. Im September greift der für Neuwagen verbindliche Abgastest-Standard WLTP, ein Jahr später werden realitätsnahe Straßenabgastests Pflicht.

VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh warnte: „Nach dem Sommer gehen wir in eine Zeit der Ungewissheit.“ Die WLTP-Probleme würden über das dritte Quartal hinaus andauern. Man habe die „Kapazitäten der Kolleginnen und Kollegen zunächst natürlich sehr stark auf die Bewältigung der Software-Updates ausgerichtet“. Diese Lösung war bei Umweltschützern immer umstritten.

Osterloh sieht zudem weitere Herausforderungen. Denn die EU will die CO2-Emissionen von Autos nach 2021 weiter reduzieren. „Nicht wenige der führenden Politiker dringen dabei auf schärfere Bestimmungen, die die Automobilindustrie und ihre Arbeitsplätze gefährden“, schrieb der Betriebsratschef. Arbeitnehmer seien zwar für Klimaschutz. „Aber wir verlieren die Arbeitsplätze nicht aus den Augen und werden uns klar zu unverantwortlichen Forderungen positionieren.“

Die Autobauer haben bereits Probleme, im Schnitt der verkauften Neuwagen bis 2021 den Grenzwert von 95 Gramm CO2pro Kilometer zu schaffen. Die EU-Kommission will, dass der CO2-Ausstoß von neuen Pkws 2030 noch einmal 30 Prozent niedriger liegen soll als 2021.

Derweil bringt die FDP einen Fonds ins Gespräch, der eine Hardware-Nachrüstung zahlen soll. Darin müsse „die Industrie zu 100 Prozent die Kosten einer Hardware-Nachrüstung tragen“, wenn Betrug vorliege. Ansonsten werde sie „beteiligt“. (dpa)