Alles real in Kiel

Das Kino in der Pumpe in Kiel spielt bis September nur Dokumentarfilme. Darunter sind einige Porträts, etwa über Robert Habeck und den Extremgitarristen Karl Ritter. Und eine Dokumentation über eine wichtige Kulturtechnik: „Die Kunst des Grillens“

Porträts zielen immer auch ein wenig auf die voyeuristische Neugier des Publikums ab

Von Wilfried Hippen

Im Sommer ist ein Kino nur selten voll, Kinobetreiber freuen sich oft schon über eine Handvoll Besucher. Die gehen dafür umso gezielter ins Kino und lassen sich auch nicht vom schönen Wetter abschrecken. Deshalb haben sich die Programmmacher des Kieler Kommunalkinos in der Pumpe dafür entschieden, in der Ferien- und Urlaubszeit nur Dokumentarfilme zu zeigen. Noch 21 Filme stehen auf dem Programm und sie laufen in zwischen drei bis sieben Vorstellungen.

Die meisten davon sind 2017 und 2018 entstanden und kamen bereits in die Programmkinos – in Kiel allerdings noch nicht. Auf dem Programm stehen politische Filme wie „Performing G20“, (30. 7. - 1. 8.) „Furusato – Wunde Heimat“ über die Sperrzone um Fukushima (27. - 29. 8.) und zum Abschluss der Kieler Heimat-film „Following Habeck“ (30. 8. - 5. 9.), über den an dieser Stelle schon berichtet wurde.

Neben dem Porträt über den Grünen-Chef Robert Habeck finden sich in der Reihe der Dokumentationen noch einige weitere Filme des Genres „Porträt“, das immer auch ein wenig auf die voyeuristische Neugier des Publikums abzielt. Es verspricht einen Blick hinter die Kulissen und man kommt den Prominenten so nah, wie dies sonst nur selten möglich ist.

So auch in „Der letzte Dalai Lama“ (26. 7. - 1. 8.), eine von zahlreichen Dokumentationen über den religiösen Führer der Tibeter. Der Film „Love. Cecil“ stellt den britischen Fotografen Cecil Beaton vor. „Ryuichi Sakamoto: Coda“ (16. - 19. 8.) zeichnet die Karriere des gleichnamigen japanischen Musikers nach. Der Protagonist von „Guitar Driver“ (20. - 22. 8.) ist der österreichische Extremgitarrist Karl Ritter.

Eine besonders gute und überraschende Lebensgeschichte erzählt Alexandra Dean in „Geniale Göttin. Die Geschichte von Hedy Lamarr“ (2. - 8. 8.). Denn Lamarr war nicht nur eine der bekanntesten Schauspielerinnen der 30er-Jahre, die in ihrem ersten Film neben Heinz Rühmann spielte und dann in Hollywood eines der ersten Sexsymbole wurde, sondern sie war auch als Erfinderin erfolgreich und entwickelte ein Fernmeldesystem, auf dem heutige moderne Kommunikationstechniken basieren.

Mit Walter Ruttmans „Berlin – die Sinfonie einer Großstadt“ wird am Sonntag, den 5. 8., ein historischer Dokumentarfilm aufgeführt. Das i-Tüpfelchen: der Musiker und Stummfilmkenner Werner Loll begleitet den Film, der sonst keinen Ton hat, live auf dem Piano. In der Woche davor (2. - 4. 8.) läuft mit „The Symphony of Now“ von Johannes Schaff ein Film, der als eine moderne Fortschreibung von Ruttmans Klassiker verstanden werden kann.

Zumindest ein Film im Programm entspricht thematisch der Jahreszeit: In „Asado – Die Kunst des Grillens“ (6. - 8. 8.) geht es um das Grillen in Argentinien. In dem südamerikanischen Land ist das Grillen ein so wichtiger Teil des kulturellen Erbes wie etwa das Bierbrauen in Deutschland.