Frelimo vor neuem Wahlsieg

MOSAMBIK Dank erfolgreicher Wirtschaftspolitik haben Präsident Guebuza und seine seit der Unabhängigkeit regierende Frelimo gute Chancen, erneut die Wahlen zu gewinnen

Die globale Finanzkrise bremst das einst schnellste Wirtschaftswachstum der Welt

AUS JOHANNESBURG MARTINA SCHWIKOWSKI

In Mosambik finden an diesem Mittwoch Präsidentschafts-, Parlaments- und Provinzwahlen statt. Präsident Armando Guebuza von der Partei Frelimo („Befreiungsfront“) hat gute Chancen, wiedergewählt zu werden und das kleine südostafrikanische Land für weitere fünf Jahre zu regieren. Der 66-Jährige wird herausgefordert von Alfonso Dhlakama, dem Führer der Partei Renamo („Nationaler Widerstand“), und von Davis Simango, dem Gründer der neuen Oppositionspartei MDM („Demokratische Bewegung“).

Die MDM hatte sich vergangenes Jahr von der Renamo abgespalten und zieht vor allem junge Wähler aus dem Norden an. MDM will die durch die beiden Ex-Kriegsparteien Frelimo und Renamo dominierte Parteienlandschaft beleben und fordert mehr demokratischen Wandel.

Die Frelimo regiert die frühere portugiesische Kolonie seit 1975, als die weißen Herrscher abzogen. Im anschließenden Bürgerkrieg kämpfte die frühere Befreiungsbewegung Frelimo gegen die Renamo-Rebellen, die im Norden mit Unterstützung von Apartheid-Südafrika und dem damals weißen Rhodesien (heute Simbabwe) einen erbitterten Guerillakrieg führte. 1992 hatte Renamo verloren.

Die Partei konnte das Image einer Rebellenorganisation bis heute jedoch nicht abschütteln. Daher muss Renamo Stimmenverluste befürchten. 2004 erhielt Renamo-Chef Dhlakama rund 32 Prozent der Stimmen. Doch Guebuza gewann knapp 64 Prozent, die Frelimo 160 der 250 Parlamentssitze.

Jetzt dürfen 10 Millionen der 22 Millionen Mosambikaner wählen. Trotz des Hungers nach einer frischen Alternative werden auch der neuen MDM keine Mehrheiten eingeräumt. Die regierende Frelimo besitzt immer noch einen Vertrauensvorsprung, zumal sie für Wirtschaftswachstum steht. Seit dem Friedensvertrag zwischen Frelimo und Renamo 1992 ist unter der Frelimo-Herrschaft von Präsident Joaquim Chissano die Wirtschaft jährlich um acht Prozent gewachsen. Als der Geschäftsmann und Millionär Guebuza 2004 das Amt von Chissano übernahm, führte er den Kurs fort: Er verstärkte den Wiederaufbau, besonders der durch den langen Krieg brachliegenden Infrastruktur wie Straßen und Brücken, aber auch von Schulen und Krankenhäusern. Eisenbahnlinien verbinden neuerdings abgelegene Gebiete.

Doch nun verlangsamt die globale Wirtschafts- und Finanzkrise das einst weltweit schnellste Wirtschaftswachstum. Dennoch liegen die Prognosen für die zweite Jahreshälfte 2009 noch um 4,5 Prozent. Denn das als politisch stabil geltende Land zieht weiter Investoren an. Sie wollen den Tourismus ausbauen und die großen Mineralien- und Energieressourcen ausbeuten. 2010 soll mit dem Bau des neuen Mpanda-Nkuwa-Damms in der nördlichen Provinz Tete am Sambesi-Fluss begonnen werden, um Strom für Mosambik zu gewinnen. Der Überschuss soll in die Staaten der südlichen Entwicklungsgemeinschaft SADC exportiert werden. Eine chinesische Bank finanziert den Zwei-Milliarden-US-Dollar-Bau, der nur 60 Kilometer entfernt vom Cahora-Bassa-Damm entstehen soll, dem Vorzeigeprojekt zur Stromförderung für die Region.

2009 fielen die Exporte in der ersten Jahreshälfte auf 348 Millionen Dollar gegenüber 543 Millionen im Vorjahreszeitraum. Die Regierung macht dafür den Zusammenbruch der Exportmärkte für Aluminium verantwortlich. Die Aluminiumschmelze Mozal, das größtes Unternehmen im Süden des Landes, musste Arbeiter entlassen. Im Umkreis siedelten sich aber bereits neue Zuliefererbetriebe an, die Arbeitsplätze schaffen sollen.

Die künftige Regierung wird das Wirtschaftseinkommen noch stärker in die soziale Entwicklung und in den armen ländlichen Norden umverteilen und zugleich die starke Korruption bekämpfen müssen. Noch ist Mosambik eines der ärmsten Länder Afrikas. 90 Prozent der Menschen leben an der Armutsgrenze. Die HIV-/Aidsrate liegt bei 16 Prozent. Die Kindersterblichkeit zählt laut UN-Kinderhilfswerk Unicef mit 453 pro Tag zur höchsten der Welt.