„Dazu gehört Mut“

Arabische Fotografien im Rathaus Altona

■ 43, war Fotograf in Jordanien und kam vor zwölf Jahren nach Deutschland. Er lebt in Altona und ist Gründer der Arab Union of Photographers.

taz: Herr Abu Toboul, wie zeigt sich der Arabische Frühling in der Fotografie?

Fathi Abu Toboul: Die Fotografen haben angefangen, die Regimes mit anderen Augen zu sehen. Jahrelang gab es strikte Tabus, man durfte Gebäude nicht fotografieren, viele Persönlichkeiten nicht fotografieren …

Welche Persönlichkeiten?

Ich spreche von Prinzen, Emiren, Scheichs. Da brauchte man eine Erlaubnis des Königshauses, die wollten genau wissen: Wer ist der Fotograf? Wer steckt dahinter? Meistens kam dann ein Absage. Heute braucht man die Erlaubnis immer noch, aber die Fotografen machen es trotzdem. Sie haben keine Angst mehr.

Was ist auf den Fotos zu sehen?

Zum Beispiel Präsidenten, die der Korruption bezichtigt werden, oder Minister. Einige Fotografen haben sich der Homosexualität zugewandt, auch das ein Tabuthema. Eine Fotografin aus Ägypten hat Lesben fotografiert, Frauen, die sagen: Das ist meine Freiheit, mein Leben. In der arabischen Welt gehört dazu Mut.

Gibt es auch Fotos, die sich direkt mit der Revolution auseinandersetzen?

Ja, und auch hier spielen die Frauen eine wichtige Rolle. Unsere Gesellschaft ist männlich, aber auf dem Tahrir-Platz in Kairo waren sehr viele Frauen zu sehen, die auch ihre Kinder mitgebracht hatten. Das waren die Fotos im vergangenen Jahr.

Und dieses Jahr?

Die syrische Revolution ist ja sehr blutig, aber wir versuchen, diese Bilder nicht zu zeigen, das hält man nicht aus. Stattdessen gibt es symbolische Fotos, zum Beispiel ein Mann, der seiner Freundin in letzter Sekunde eine Blume gibt. Das bedeutet, dass es immer noch Hoffnung gibt. INTERVIEW: WIE

Eröffnung Europäisch-Arabisches Fotofestival: 18 Uhr, Rathaus Altona