Sozialismus siegt – in Venezuela

LATEINAMERIKA Hugo Chávez schlägt seinen bürgerlichen Gegner und verspricht, den „Übergang zum demokratischen Sozialismus“ weiterzuverfolgen

CARACAS afp/taz | Venezuelas Staatschef Hugo Chávez ist erneut im Amt bestätigt worden und kann das Land weitere sechs Jahre regieren. Wie die Nationale Wahlkommission in der Nacht zu Montag auf der Grundlage fast aller ausgezählter Wahlzettel mitteilte, erhielt der Linkspopulist 54,66 Prozent der Stimmen, sein bürgerlicher Herausforderer Henrique Capriles Radonski kam auf 44,73 Prozent.

Chávez trat gegen Mitternacht in Rot gekleidet auf den Balkon des Präsidentenpalasts und versprach, ein noch „besserer Präsident als in den vergangenen Jahren“ zu sein. Das Land werde unter seiner Führung den „Übergang zum demokratischen Sozialismus des 21. Jahrhunderts weiterverfolgen“. Der unterlegene Kandidat Capriles gratulierte Chávez zum Sieg.

Chávez findet mit seiner Sozialpolitik vor allem bei den Armen viele Unterstützer. Der Linkspopulist, der enge Beziehungen zu Kuba pflegt, führt eine Riege linksgerichteter Präsidenten in Lateinamerika an. Er wurde erstmals im Dezember 1998 gewählt. 1999 trat er sein Amt an, 2000 und 2006 wurde er wiedergewählt. Zuletzt war er wegen zweier Krebsoperationen angeschlagen, bezeichnet sich heute aber als „vollständig geheilt“.

Außenminister Guido Westerwelle (FDP) mahnte Chávez zur Verantwortung für das ganze Land. Die Linkspartei begrüßte seine Wiederwahl als einen „herausragenden, einen großen Tag für die internationale Demokratie“. Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton appellierte an Chávez, „die Grundfreiheiten zu garantieren“. Ein Sprecher des US-Außenamts erklärte, auch die Stimmen der Oppositionsanhänger müssten berücksichtigt werden.

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