Paradoxes Geschäft mit Wohnungen

Luxussanierungen finanzieren Wohltaten

Es ist ein Geschäftsmodell, das man gut und gerne als paradox bezeichnen könnte: Der schwedische Wohnungsinvestor Akelius finanziert die Wohltätigkeitsprojekte seines Haupteigentümers mit der Luxussanierung von Mietwohnungen, ergo der Verdrängung weniger solventer Mieter.

Akelius Residential Property (Wohnimmobilien) gehört zu 85 Prozent der Akelius-Stiftung, die auf den Bahamas registriert ist – einem Steuerparadies. Die Stiftung ist nach eigenen Angaben die größte Einzelspenderin für SOS Kinderdörfer und hat mit weiteren Millionenbeträgen „Ärzte ohne Grenzen“ und Unicef geholfen.

Das Geschäftsmodell von Akelius Wohnimmobilien besteht darin, vernachlässigte Mietshäuser in attraktiven Millionenstädten zu kaufen und zu einem „First Class“-Standard aufzuwerten. Dabei versichert das Unternehmen in seiner Selbstdarstellung, es saniere nur leere Wohnungen.

Bei Mietern genießt die schwedische Firma allerdings einen schlechten Ruf. In der Hamburger Wrangelstraße hat sie die Bewohner eines Mietshäuserensembles in Alarmstimmung versetzt. Wie Anfang der Woche bekannt wurde, hat der von Akelius beauftragte Hausmeisterservice in zwei Fällen versucht, Wohnungen „kalt“, also ohne Gerichtsvollzieher zu räumen. In dem einen Fall öffneten die Hausmeister eine Wohnung, die nach Angaben von Mietern vermietet und bezahlt war. Ein geschockter Verwandter der Mieterin konnte gerade noch einige Sachen retten. Im anderen Fall wurden die Hausmeister von Mietern gestoppt, die wie sie berichten, darauf hinwiesen, dass die Wohnung keineswegs leer stehe.

Der Hausmeisterservice und Akelius weisen das zurück. Es sei nur darum gegangen, leer stehende Wohnungen zuzuordnen. Die im Juli geräumte Wohnung sei zum 30. April gekündigt worden. „Nur aus diesem Grund haben wir die restlichen Müllsäcke aus der Wohnung entfernt“, schreibt Akelius.

Ihre Firma dränge keinen Mieter aus seiner Wohnung, versichert die Leiterin der Hamburger Niederlassung, Stefanie Schulke. Vielmehr komme Akelius seinen Mietern entgegen und lege etwa die Modernisierungskosten nicht bis zum maximal möglichen Betrag auf die Mieter um.

Nach einer Aufwertung der Wohnungen auf Akelius’„first class standard better living“ würden sich die Mieten in der Wrangelstraße allerdings verdreifachen. Akelius dreht also kräftig mit an der Preisschraube. Laut Mietenspiegel sind die Bestandsmieten in den vergangenen zehn Jahren um 29 Prozent gestiegen. Der allgemeine Preisanstieg betrug nur 13 Prozent. Gernot Knödler