Bildungsverlierer im Norden

GRUNDSCHULEN Erhebliche Testergebnis-Unterschiede zwischen den norddeutschen Bundesländern. Defizite spiegeln soziale Problemlagen

„Die Bildungsforscher konnten uns auf die Frage, was wir denn tun sollen, um unsere Ergebnisse zu verbessern, nichts sagen“: Enttäuscht äußerte sich Bremens Bildungssenatorin Renate Jürgens-Pieper (SPD) am Freitag über den Grundschul-Vergleich durch das Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB).

Bremen macht wieder das Schlusslicht unter den Ländern, nur in Mathematik sind die dortigen Ergebnisse knapp vor denen aus Berlin. Hamburgs Grundschüler kamen in Mathematik und bei den Lese-Tests auf Platz 14. Niedersachsens Bildungsminister Bernd Althusmann (CDU) hingegen frohlockte: In seinem Land liegen die Ergebnisse im oberen Drittel. Schleswig-Holsteins Schüler landen insgesamt im Mittelfeld.

Betrachte man die Förderinstrumente, so Jürgens-Pieper, ließen sich keine wesentlichen Unterschiede zum Spitzenreiter Bayern ausmachen. Besonders signifikant ist der Zusammenhang zwischen sozialen Problemlagen – also Armut – und der Schulkompetenz. Bremer Kinder mit Zuwanderer-Eltern haben einen Abstand von ungefähr einem Schuljahr zu denen deutscher Eltern.

Aufschlussreich ist, dass die fünf Prozent der schlechtesten Grundschüler in Bremen und Hamburg deutlich hinter dieser Gruppe in Schleswig-Holstein und Niedersachsen liegen. Bei den besten fünf Prozent ist der Abstand etwas geringer. Der besonderen Sozialstruktur von Großstädten gemäß erhob das IQB einen Mittelwert aller Städte über 300.000 Einwohner. Auch hier schnitten Hamburg, Bremen und Berlin schlechter ab.

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) verwies darauf, dass sein Land mit 44 Prozent den höchsten Zuwandereranteil habe. Er forderte zugleich, den Unterricht zu verbessern. In Hamburg habe fast die Hälfte der Mathematik-Grundschullehrer das Fach nicht studiert – mehr als irgendwo sonst.  KAWE/KAJ

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