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: Warenhäuser in der Krise können nun fusionieren

Der lang geplante Zusammenschluss von Karstadt und Kaufhof soll die angeschlagenen Warenketten aus den Turbulenzen holen. Doch rund 5000 Arbeitsplätze sind bedroht

Das Neue

Der Fusion der beiden Warenhausketten Kaufhof und Karstadt steht offenbar nichts mehr im Wege. Die Banken hätten grünes Licht für die Pläne gegeben, sagten mehrere Insider am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Damit können sich die beiden Traditionsketten, die unter erheblichem Wettbewerbsdruck der florierenden Online-Händler stehen, zum zweitgrößten Warenhaus Europas zusammenschließen. Die Eigner der Ketten, die Signa-Holding des österreichischen Karstadt-Besitzers Rene Benko und der nordamerikanische HBC-Konzern, hatten sich bereits im Grundsatz auf die Fusion verständigt.

Der Kontext

Die Idee einer deutschen „Warenhaus AG“ aus Kaufhof und Karstadt ist nicht neu: Benko hat schon mehrfach vergeblich versucht, auch Kaufhof zu übernehmen. HBC hatte seine Offerten in der Vergangenheit allerdings abgeschmettert. Nun hat sich die Lage aber geändert – Kaufhof leidet unter Verlusten und auch HBC steht im Heimatmarkt unter Druck. Bei Kaufhof liegen zudem Gespräche über einen Sanierungstarifvertrag auf Eis. Damit laufen für Kaufhof die Kosten vorerst weiter.

Die Kaufhauskette betreibt in Deutschland 96 Filialen, zu Karstadt zählen 82 Warenhäuser. Bundesweit beschäftigen sie zusammen etwa 37.000 Mitarbeiter. Beide Konzerne stehen unter großem finanziellen Druck: Karstadt schrieb jahrelang rote Zahlen. Erst im vergangenen Geschäftsjahr erzielte Karstadt nach zwölf Jahren Miese erstmals wieder einen kleinen Überschuss von 1,4 Millionen Euro. Die Umsätze von Kaufhof, das 2015 vom kanadischen Handelsunternehmen HBC übernommen worden war, sackten weiter ab. Viele Kunden kehren Innenstädten und Warenhäusern den Rücken und bestellen ihre Einkäufe lieber bei Online-Händlern. Aber auch zahlreiche Management- und Strategie-Wechsel verunsicherten nach der Übernahme die Kaufhof-Belegschaft.

Die Reaktionen

Verdi hatte Signa und HBC aufgefordert, die Mitarbeiter in ihre Fusionsverhandlungen einzubinden. „Bei einem Geschäft in dieser Größenordnung müssen die Beschäftigten (…) eine wichtige Rolle spielen und durchgängig am Prozess beteiligt werden“, hatte Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger der Nachrichtenagentur Reuters gesagt.

Die Konsequenz

Beide Konzerne hatten während der Verhandlungen immer wieder betont, keinen „Kahlschlag“ beim Personal vornehmen zu wollen. Stattdessen sollten möglichst viele Häuser gehalten werden. Trotzdem setzen beide Konzerne nun auf Einsparungen. Der Süddeutschen Zeitung zufolge kommt der Löwenanteil der Entlassungen auf die Mitarbeiter von Kaufhof zu: Rund 5000 der 20.000 Stellen des Kölner Konzerns sollen wegfallen. Und auch für die restlichen Mitarbeiter werde es keine Jobgarantie geben. Stattdessen soll ein neuer Tarifvertrag geschlossen werden, um die Kette aus den roten Zahlen zu holen – mit schlechteren Konditionen für die Beschäftigten. (reuters)