… DIE BÜRGERÄMTER?
: Gar nicht erst aufmachen

Es gibt Jobs, die will man lieber nicht machen, wenn es sich denn irgendwie vermeiden lässt. Neue Reisepässe und Besucher-Parkvignetten ausstellen, kleine Aufkleberchen auf Personalausweise pappen– all das ist damit noch nicht mal gemeint. Denn all diese Tätigkeiten klingen noch wie ein Vollzeitabenteuer im Vergleich zu dem, was die Mitarbeiter in den Berliner Bürgerämtern dieser Tage in Wirklichkeit vollbringen müssen: Sie sitzen in ihren spartanisch eingerichteten Stuben mit den Usambaraveilchen auf den Tischen und zählen die Stimmen für ein Volksbegehren, das längst gescheitert ist.

Vergangenen Freitag war klar, dass das Volksbegehren für ein strenges Nachtflugverbot am künftigen Großflughafen in Schönefeld am Quorum gescheitert ist. 172.000 Unterschriften waren dafür nötig, grob geschätzt 20.000 fehlten am Ende. Dennoch sind die Bezirke in der Pflicht, die Adressen und Wahlberechtigungen all derer zu kontrollieren, die unterschrieben haben. So will es das Gesetz – und so wird es gemacht, auch wenn etwa Pankows Stadtrat Torsten Kühne (CDU) das Ganze als völlig unnötig kritisiert.

Nur lässt sich dieser unnötige Aufwand nebenher kaum bewerkstelligen. Deshalb bleiben zum Beispiel heute alle vier Bürgerämter in Neukölln geschlossen. Nur wer einen festen Termin hat oder ein weltwichtiges Dokument abholen möchte, ist noch willkommen. Das Bürgeramt im Pankower Rathaus schließt ab nächstem Montag für drei Tage seine Holzpforte für terminlose Kunden, weil 9.000 Namen darauf warten, von Mitarbeitern geprüft zu werden, die ihrerseits darauf warten, endlich wieder etwas anderes, etwas Hochspannendes zu tun. Mögen sie durchhalten. XLA Foto: Archiv