Rainer Schäfer Radikale Weine
: Österreich-Ungarn, blaufränkisch vereint

Foto: privat

Dass Wein Grenzen überwinden kann, davon kann Rainer Garger erzählen. Viele Generationen lebte seine Familie am Eisenberg, der eher ein großer Hügel ist und teils auf ungarischem, teils auf österreichischem Gebiet liegt. Gargers Vater flüchtete 1956 aus dem kommunistischen Ungarn nach Österreich, der Großteil der Familie blieb.

Rainer Garger, 1963 geboren, wuchs in der Wachau auf. Heute verdient er in Wien sein Geld als Verpackungsunternehmer, fühlte sich aber „noch immer dem Eisenberg und seinen Weinen verbunden“. Als er in den 80er-Jahren begann, seine Großeltern in Vaskeresztes zu besuchen, stiegen sie gemeinsam auf den Vas-Hegy, wie der Eisenberg auf Ungarisch heißt, und tranken dort einen Kékfrankos – einen Blaufränkisch.

Garger träumte fortan davon, selbst Blau­fränkisch am Eisenberg zu erzeugen, auf den außergewöhnlich mineralischen Böden aus Grün- und Blauschiefer. Als sich die Gelegenheit ergab, erwarb er mit seinem ungarischen Cousin Imre Garger erste Parzellen. Hier, erzählt Rainer Garger, wuchsen einst die besten Kékfrankos-Weine, aber seit Jahrzehnten wollte niemand mehr die steilen Hänge bewirtschaften, „völlig verwildert waren die“.

„Nador“, nach dem Gründer eines nahegelegenen Klosters taufte er das grenzüberschreitende Projekt, das viel Geduld erforderte: Die Verhandlungen mit den 25 Vorbesitzern der Weingärten zogen sich in die Länge, dann dauerte es noch einmal Jahre, bis die verbuschten Steillagen naturnah rekultiviert und wieder mit Blaufränkisch-Reben bepflanzt waren.

Inzwischen sind es 3,8 Hektar, meistens kümmert sich Imre Garger um die Reben, der in der Nähe der Weinberge lebt. Aber auch Rainer Garger ist so häufig wie möglich am Eisenberg. Im Frühjahr 2013 konnte er seine ersten Weine vom Vas-Hegy präsentieren, die vom österreichischen Winzer Reinhold Krutzler ausgebaut wurden.

LPG 2015, 19,90 Euro, Falu 2015, 13,90 Euro, Bezug über www.vinumberlin.de

Die beiden Blaufränkisch aus dem Jahrgang 2015 heißen „Falu“ und „LPG“, der erste wurde im Edelstahl und Holz ausgebaut, der etwas komplexere „LPG“ spontan im Holz vergoren. Beide riechen nach dunklen Kirschen und Kräutern, ganz charakteristisch ist dabei ein feiner Lorbeerton. Am Gaumen zeigen sie saftige Frucht, Frische, feinkörnige Gerbstoffe und die kantige Mineralik und Würze, die ihnen der Untergrund mitgibt.

Er wolle dazu beitragen, sagt Rainer Garger, den Vas-Hegy wieder bekannter zu machen. Das gelingt ihm mühelos mit diesen stilvollen Blaufränkisch-Weinen, die beeindruckend von ihrer Herkunft erzählen.