Herthas Sieg und Niederlage

Gegenwind im Parlament für die Stadionpläne des Vereins auf dem Berliner Olympiagelände

Von Bert Schulz

Würden alle Hertha-Spiele so verlaufen wie das am Freitagabend gegen Bayern, könnte sich der Club vielleicht sogar mit dem Olympiastadion arrangieren: Die Berliner brachten mit dem 2:0 dem Tabellenführer aus München die erste Saisonniederlage bei. Und die Hütte war voll: Fast 75.000 Menschen wollten Hertha sehen.

Nur wenige Stunden vorher hatte der Verein allerdings eine Niederlage eingefahren. Im Sportausschuss des Abgeordnetenhauses standen die Hertha-Pläne zur Diskussion, neben dem Olympiastadion ein zusätzliches reines Fußballstadion für etwa 55.000 Besucher zu bauen. Der Club hadert schon lange mit der im doppelten Sinne kühlen Atmosphäre im 1936 eröffneten, weitläufigen Olympiastadion: Die Zuschauerzahl lag in der letzten Saison im Schnitt bei nur gut 40.000; die Besucher sitzen weit vom Spielfeld entfernt.

Aber die Abgeordneten stehen der Hertha-Idee skeptischer als erwartet gegenüber. „Ich glaube, dass wir im Moment in einer Sackgasse stecken“, sagte der Linken-Abgeordnete Philipp Bertram. Es sei zu überlegen, ob es nicht einen anderen Standort als den Olympiapark gebe.

Für den Neubau müssten ein Wohngebäude und die Bildungsstätte der Sportjugend abgerissen werden. Bisher sei unklar, wie für die Anwohner ein Ersatz gefunden werden soll, sagte Dennis Buchner (SPD). Auch die Informationspolitik des Vereins wurde hinterfragt. Der Club muss den Bau selbst finanzieren, man führe Gespräche mit Investoren. „Es gibt reges Interesse“, berichtete Klaus Teichert, Geschäftsführer der Hertha BSC Stadion GmbH. Er könne darüber aber nicht öffentlich sprechen. Das kritisierte Nicole Ludwig (Grüne): Es sei bedauerlich, was Hertha in der Anhörung geliefert habe. Da ein Neubau auf einem landeseigenen Grundstück entstehen soll, hat das Parlament das letzte Wort.